Ewa Dziedzic: „Ich bin nicht die Richtige“

Dziedzic (38) ist seit 2015 im Bundesrat –  nun als eine von zwei Grünen.
Dziedzic (38) ist seit 2015 im Bundesrat – nun als eine von zwei Grünen.(c) Akos Burg
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Bundesrätin Ewa Dziedzic will nicht Nummer eins der Wiener Grünen werden – aber sie will im Herbst in den Bundesvorstand einziehen.

Die Presse: Wie kam es, dass Sie als Bewerberin genannt werden?

Ewa Dziedzic: Ich bin seit zehn Jahren bei den Grünen und habe dreimal kandidiert: für den Landtag, den Bundesrat, in dem ich jetzt bin, und den Nationalrat. Offenbar haben viele gemeint, dass nun die Kandidatur für die Spitze der Wiener Grünen für mich spannend wäre, und haben sich bei mir gemeldet. Sie haben sich a) eine Frau gewünscht und b) jemanden, der nicht in den Lagern verhaftet ist.


Sie selbst haben nie „Mich interessiert das“ gesagt?

Nein, erst als die Medien nachgefragt haben, habe ich gesagt: „Ich führe Gespräche und überlege.“


Haben Sie ernsthaft überlegt?

Ja. Aber ich habe festgestellt, dass ich nicht die Richtige bin.


Warum?

Weil der interne Wahlkampf nicht den Weitblick für eine inhaltliche Neuausrichtung der Partei hat.


Was heißt das?

Ich glaube, dass sich der Wahlkampf auf der kommunalen Ebene erschöpft.


Das ist für eine Stadtpartei jetzt keine Überraschung.

Nein, aber mein Anspruch ist eine inhaltliche Neuausrichtung der Grünen. Und sie gelingt besser auf der Bundesebene. Der interne Wahlkampf in Wien wird sich darauf reduzieren, wie sich die Grünen bei strittigen Themen von der SPÖ abgrenzen.


Sie sagen, es haben sich viele bei Ihnen gemeldet. Hätte die Unterstützung für einen Sieg gereicht?

Ich glaube schon.


In Ihrem Video nennen Sie als einen Grund für Ihr Nein, dass Sie kein Budget hätten. Das habe er auch nicht, sagt Kraus.

Aber in der Zeit, als sich David Ellensohn und Peter Kraus auf den Wahlkampf vorbereitet haben, sind meine Ressourcen für den Neustart und die Abwicklung der Grünen und für die Aufrechterhaltung der Strukturen im Bund draufgegangen.


Sie sagen, Sie arbeiten an einem Manifest für die Bundespartei. Ist das ein Gegenentwurf zu Werner Kogler?

So würde ich das nicht nennen. Ich sitze ja mit ihm in der Steuerungsgruppe, wir bereiten das Symposium zum Neustart vor, und ich werde seine Kandidatur als Bundessprecher unterstützen. Genauso wie Werner nehme ich für mich in Anspruch, etwas öffentlich zur Diskussion zu stellen, es muss kein Parteimanifest werden.


Wollen Sie für den Bundesvorstand kandidieren?

Ja.


Sie sind in der Leitung der Grünen Frauen. Finden Sie es schade, dass das Match um Platz eins bis jetzt eines unter Männern ist?

Natürlich. Und natürlich wünschen sich viele bei den Grünen eine Kandidatin.


Müssen Sie sich in Ihrer Funktion nicht fragen: Warum hat sich keine gemeldet?

Ich denke, dass die Frauen sehr unterschiedliche und sehr persönliche Beweggründe haben. Die eine macht es nicht, weil sie zu wenig Unterstützung bekommt, die andere will sich nicht exponieren, eine dritte ist mit der Familienplanung beschäftigt.


Bei den Grünen ist es also nicht anders als sonst in der Welt?

Anders bei uns ist, dass wir viele Instrumente haben, die Frauen Partizipation erleichtern. Es gibt etwa in den Gremien meist keine Beschlüsse nach 22 Uhr, weil Frauen oft die Kinderbetreuung innehaben. Und bis jetzt war eine Frau Nummer eins.


Haben Sie im Zuge Ihrer eigenen Entscheidungsfindung mit Maria Vassilakou geredet?

Nein. Nachdem es kein Geheimnis ist, dass sie Peter Kraus unterstützt, hätte ich nicht erwartet, dass sie mich unterstützt.


Wen werden Sie unterstützen: Ellensohn oder Kraus?

Ich möchte beide noch treffen. Bisher waren mir beide in ihren Zielen zu unkonkret.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2018)

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