Chinas Methoden erinnern Sergey Brin zu stark an Methoden der Sowjetunion, die er selbst miterleben musste. Er stand hinter der Entscheidung, Inhalte in China nicht mehr zu zensieren.
Google Mitbegründer Sergey Brin war die treibende Kraft hinter der Entscheidung, die Suchmaschine von China nach Hongkong zu verlegen. Der russische Emigrant wurde durch die chinesischen Zensurmechanismen zu stark an seine Jugend in der Sowjetunion erinnert. Google weigert sich seit einigen Tagen, Suchergebnisse in China zu filtern und leitet chinesische Websurfer auf seine Seite in Hongkong um. Im Interview mit dem Wall Street Journal erklärte er, dass der Einsteig in China für ihn immer schon ein unangenehmer Kompromiss war. Der Hacker-Angriff auf Google-Daten und Gmail-Konten, hinter dem chinesische Hacker vermutet werden, war gewissermaßen der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, so Brin.
Googles Beispiel als Signal für andere Firmen
"China war omnipräsent", erklärte Brin. Ein Großteil der Besprechungen an denen er in den letzten Jahren teilnahm drehte sich darum, wie man Elemente von Googles Angebot speziell auf China zuschneidern müsse, im Gegensatz zu allen anderen Ländern. Brin sieht Googles neue Einstellung, sich der staatlichen Zensur in China zu widersetzen, als Signal für andere Firmen, die in dem restriktiven Land tätig sind. Bisher reagierten die großen Unternehmen aber mit Zurückhaltung. Hinter vorgehaltener Hand sagen viele Manager, dass sie die Entscheidung rein auf moralischen Grundsätzen nicht nachvollziehen können, berichtet das Journal.
China erinnert an Sowjetmethoden
Brin und seine Familie flohen im Jahr 1979 aus der Sowjetunion in die USA. Für den Google-Gründer ist Chinas immer repressiver werdendes Verhalten eine konstante Erinnerung an die Situation im damaligen Russland, wo sein Vater Antisemitismus ausgesetzt war und Polizeibeamte unangekündigt und grundlos seine Wohnung durchforsteten. Während Brins Kollege und ebenfalls Google-Gründer Larry Page weniger Probleme damit hatte, sich Chinas Zensur zu unterwerfen, waren Brin und Googles Chefjurist David Drummond die längste Zeit dagegen.
(Red.)