Donald Trump würdigt verstorbenen John McCain nicht

John McCain und Donald Trump
John McCain und Donald TrumpAPA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI/MANDE
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Donald Trumps Team verfasste eine offizielle Meldung. Doch der US-Präsident lehnte es ab, den verstorbenen US-Republikaner zu ehren. John McCain soll vor seinem Tod darum gebeten haben, dass Trump der Beerdigung fern bleibt.

US-Präsident Donald Trump hat es einem Bericht zufolge abgelehnt, das Leben und Wirken des verstorbenen US-Republikaners John McCain in einer offiziellen Mitteilung zu würdigen. Der Präsident habe hochrangigen Beratern gesagt, er ziehe es stattdessen vor, einen kurzen Tweet zum Tod seines scharfen Kritikers zu publizieren, berichtete die "Washington Post" am Sonntag unter Berufung auf ehemalige und aktuelle Berater im Weißen Haus.

Dabei hätten unter anderem Trumps Sprecherin Sarah Sanders und sein Stabschef John Kelly für eine offizielle Würdigung plädiert und McCain einen "Helden" genannt. Sanders habe am Wochenende sogar eine Endfassung einer Mitteilung für Trump fertiggestellt - die dann aber nicht veröffentlicht worden sei.

"Es ist grässlich"

Denn Trump zog es tatsächlich vor, kurz nach McCains Tod am Samstag eine knappe, unpersönliche Nachricht auf Twitter zu veröffentlichen. In ihr sprach er McCains Familie sein Mitgefühl aus. Würdigende Worte für McCain fand Trump nicht, auch das Weiße Haus schickte keine längere Erklärung aus. Auf Twitter löste Trumps Nachricht einen Sturm der Kritik aus. Andere Politiker in den USA und im Ausland reagierten dagegen mit Bestürzung und Trauer auf den Tod. McCain starb im Alter von 81 Jahren auf seiner Ranch in Arizona. Er litt an einem Gehirntumor.

Mark Corallo, ehemaliger Sprecher von Trumps Anwaltsteam, sagte laut Zeitung über Trumps Reaktion: "Es ist grässlich." Zu einem solchen Zeitpunkt würde man von einem US-Präsidenten mehr erwarten, wenn er über den Tod eines wahren amerikanischen Helden spreche.

Als Pilot der US-Navy war McCain in Vietnam in Gefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Trump erklärte dazu im Jahr 2015, McCain sei kein Kriegsheld, weil er während des Vietnam-Krieges gefangen genommen worden sei. "Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen worden sind." Das Entsetzen war groß - Trumps Beleidigungen und Provokationen waren damals noch ungewohnt, eine Entschuldigung lehnte er ab.

McCain zählte als Fachmann in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses. Er erwarb sich über die Parteigrenzen hinweg große Anerkennung - allerdings nicht bei seinem Parteikollegen Trump.

Sarg im Kapitol aufgebahrt

Vor der Beerdigung soll der Sarg des streitbaren Politikers am Mittwoch in Phoenix - in McCains Heimatstaat Arizona - öffentlich aufgebahrt werden, für Donnerstag ist in der Stadt dann ein Gottesdienst geplant. Am Freitag soll der Sarg im Kapitol der US-Hauptstadt Washington stehen, für Samstag ist eine private Trauerfeier in der Washingtoner National-Kathedrale geplant.

Es wird damit gerechnet, dass McCain anschließend auf dem Gelände der Marineakademie in Annapolis im US-Bundesstaat Maryland beigesetzt wird, hierzu wurden jedoch zunächst keine Einzelheiten genannt. Lokalen Medienberichten zufolge sollen die Ex-Präsidenten Barack Obama und George W. Bush die Trauerreden halten.

McCain hätte an diesem Mittwoch seinen 82. Geburtstag gefeiert. Er war sechsmal als Vertreter von Arizona in den US-Senat gewählt worden. Im Jahr 2000 versuchte er sich erstmals als Präsidentschaftsbewerber, 2008 ein zweites Mal und wurde Kandidat seiner Partei, unterlag dann aber Obama.

(APA/dpa)

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