Rom will alle Autobahn-Lizenzen prüfen

Das Unternehmen "Autostrade per l'Italia" betrieb die Morandi-Brücke in Genua.
Das Unternehmen "Autostrade per l'Italia" betrieb die Morandi-Brücke in Genua.REUTERS
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Nach dem Brückeneinsturz in Genua plant die Regierung, alle Instandhaltungsarbeiten auf dem italienischen Autobahnnetz zu kontrollieren.

Nach dem Brückeneinsturz in Genua will die italienische Regierung alle Autobahn-Lizenzen prüfen. Im September werde er die Vertreter aller Autobahnbetreiber treffen, kündigte Verkehrsminister Danilo Toninelli in einer Ansprache vor dem Parlament am Montag in Rom.

Die Regierung werde von den Autobahnbetreibern ein detailliertes Programm ihrer Instandhaltungsarbeiten einfordern. Der Minister bemängelte, dass die Investitionen der Autobahnbetreiber in das Infrastruktursystem seit dem Jahr 2000 von zwei Milliarden Euro auf 950 Millionen Euro zurückgegangen seien, während die Autobahngebühren in Italien weiterhin gestiegen seien.

"Gewinn auf Kosten der Bürger"

"Von dem Extragewinn haben lediglich die Autobahnbetreiber auf Kosten der Bürger profitiert, für die die Autobahnmaut stets gewachsen ist", kritisierte Toninelli, Spitzenpolitiker der Fünf Sterne-Bewegung. Der Minister hatte der Autobahngesellschaft "Autostrade per l'Italia", Betreiber der eingestürzten Brücke, zuletzt mit dem Entzug seiner Lizenz und hohen Strafzahlungen gedroht. "Autostrade per l'Italia" gehört der börsennotierten Infrastrukturholding Atlantia im Besitz der Unternehmerfamilie Benetton.

Während eines schweren Unwetters war am 14. August der sogenannte Polcevera-Viadukt, der auch Morandi-Brücke genannt wird, in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt. Die Brücke ist Teil der Autobahn 10, die auch als Urlaubsverbindung "Autostrada dei Fiori" bekannt und eine wichtige Verbindungsstraße nach Südfrankreich, in den Piemont und die Lombardei ist. Bei dem Einsturz starben 43 Personen. Die Brücke stürzte auf einige Häuser. 500 Familien sind obdachlos.

(APA)

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