Kritik: "Jahrelang untätig herumsitzen"

UNHCR und Hilfsorganisationen bedauern die Regierungspläne.

Wien. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR bedauert die Pläne der Regierung, Asylwerbern den Zugang zur Lehrausbildung zu verschließen: „Für viele junge Asylsuchende würde das bedeuten, dass sie oft jahrelang untätig herumsitzen müssen, anstatt in Österreich etwas Sinnvolles zu tun und dabei etwas zu lernen“, so Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich, am Montag.

Die Hilfsorganisationen sehen das ähnlich. „Der Hausverstand zeigt, dass man auch auf weniger dumme Ideen kommt, wenn man die Zeit sinnvoll nützen kann“, sagte Caritas-Präsident Michael Landau zur „Presse. „Die jungen Menschen wollen etwas lernen und etwas leisten.“ Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer zeigte sich enttäuscht. Oberösterreichs Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) will weiterhin für die von ihm gegründete Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“ kämpfen. Man werde nicht aufgeben – ganz im Gegenteil. Für Freitag kündigte Anschober eine Überraschung an.

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Herbert Buchinger, sieht die Frage der Zulassung von Asylwerbern für die Lehre als „Randerscheinung der Arbeitsmarktpolitik“. Für die Integration der Betreffenden sei ein Verbot selbstverständlich hinderlich, „aber man will eben Leute, die keinen Fluchtgrund haben, nicht integrieren“. Das sei politisch natürlich zulässig. (eko/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2018)

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