Die Pläne des neuen Hypo-Chefs

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Hypo-Chef Kranebitter geht davon aus, dass die Bank keinen weiteren Zuschuss vom Staat braucht. Auf einen Zeitrahmen für einen möglichen Verkauf wollte sich Kranebitter nicht festlegen.

Wien. „Ich bin kein Masochist, aber es gibt in der österreichischen Wirtschaft derzeit sicher keine größere Herausforderung“, sagt der neue Chef der Kärntner Hypo Group, Gottwald Kranebitter, im „Presse“-Interview. Dies sei auch der Grund, warum er seine besser bezahlte Stelle beim Wirtschaftsprüfer KPMG aufgegeben habe. Er plane weder einen raschen Abverkauf noch eine Zerschlagung der Bank.

Sein Ziel ist es, den Wert des Instituts zu erhöhen, damit der Staat möglichst viel vom eingesetzten Kapital zurückbekommt. Auf einen Zeitrahmen für einen möglichen Verkauf wollte sich Kranebitter nicht festlegen. Hypo-Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz hatte zuletzt einen Zeithorizont von drei Jahren genannt.

Eine schnelle Zerschlagung des Instituts würde laut Kranebitter eine vollständige Vernichtung des vom Staat eingesetzten Kapitals bedeuten: „Ich will die Hypo möglichst erhalten.“ Nur die nicht rentablen Sparten sollen abgebaut werden. Zurückziehen soll sich das Institut auch aus jenen Staaten, in denen es Verluste gibt.

In allen Bereichen, in denen die Bank gut aufgestellt ist, will Kranebitter einen „moderaten Wachstumskurs“ einschlagen. Der von seinem Vorgänger eingeleitete Sparkurs soll fortgesetzt werden. Einsparungen beim Personal schließt der Neo-Bankchef nicht aus. Von einem Kahlschlag hält er aber nichts: „Wenn wir uns aus einem Land zurückziehen, heißt das nicht, dass wir dort die Leute entlassen. Sondern wir werden versuchen, einen Käufer für die Einheit zu finden.“

Verhandlungen mit der EU

Kranebitter ist gerade dabei, einen Sanierungsplan auszuarbeiten. Dieser muss wegen der Staatshilfe der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt werden. Erste Eckdaten will der Banker bereits in den nächsten Wochen in Brüssel einreichen: „Wir befinden uns mit der EU in einem intensiven Diskussionsprozess.“ Eine schnelle Entscheidung erwartet er nicht. Bis zum endgültigen Sanktus der Kommission dürften noch Monate vergehen. Erst dann werde feststehen, wohin die Reise geht.

Bislang hat der Staat der Hypo 900 Mio. Euro in Form von Partizipationskapital (stimmrechtslosen Wertpapieren) zugeschossen. Noch im Lauf des ersten Halbjahres 2010 soll das Institut weitere 350 Mio. Euro vom Bund und 150 Mio. Euro vom Land Kärnten bekommen.

Diese Geldspritze war bei der Verstaatlichung im vergangenen Dezember fixiert worden. Kranebitter, der bei den Verhandlungen um die Übernahme der Hypo als Berater der Regierung eingebunden war, geht aus heutiger Sicht davon aus, dass die Hypo kein weiteres öffentliches Kapital braucht.

Gänzlich ausschließen will er aber weitere Staatshilfen nicht. „Das Ganze hängt vom konjunkturellen Umfeld ab.“ Es sei unmöglich, die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise für die nächsten Jahre vorherzusehen. „Und außerdem wissen wir nicht, ob es noch Leichen im Keller der Bank gibt“, räumt Kranebitter ein.

Sein Ziel sei es, dass die Bank rasch wieder die Gewinnzone erreicht. Eine Garantie, dass der Staat die 1,5 Mrd. Euro zurückbekommt, gebe es aber nicht.

Erfolgsprämie für den Bankvorstand

Kranebitter, der als bürgerlich gilt, hat sich nicht um den Job beworben. Als ihm der Chefposten angeboten wurde, habe er zunächst an einen Scherz gedacht. Er stimmte erst nach Erfüllung einer Bedingung zu: Der Vorstand dürfe nicht politisch zusammengesetzt sein, sondern müsse ausschließlich aus Fachleuten bestehen.

Kranebitter hat einen Dreijahresvertrag. Sein Gehalt wird bei 650.000 Euro pro Jahr liegen und orientiert sich an entsprechenden Bundesverordnungen. Allerdings kann der Vorstand beim Verkauf der Bank einen Bonus bekommen, in der Höhe von maximal einem zweifachen Jahresgehalt.

Die Erfolgsprämie ist dem Vernehmen nach gestaffelt und richtet sich nach dem Verkaufserlös. Laut vorläufiger Zahlen hat die Kärntner Hypo 2009 wegen massiver Abwertungen von Veranlagungen und Vorsorgen für faule Kredite einen Verlust von 1,6 Mrd. Euro eingefahren. Endgültige Zahlen sollen in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Bereits 2008 erzielte die Hypo ein Minus von 520 Mio. Euro.

Ditz verteidigt Abfindung für Pinkl

Aufsichtsratspräsident Ditz hält die Lage des Instituts für „sehr, sehr kritisch“. Die Insolvenzgefahr sei allerdings gebannt. Ditz verteidigte die Ablöse für den früheren Hypo-Chef Franz Pinkl. Die als Abschlagszahlung für Pinkl genannten 2,9 Mio. Euro „sind falsch, die Summe liegt unter zwei Mio. Euro“.

Auch Meldungen, wonach der Austausch des gesamten Hypo-Vorstands rund zehn Mio. Euro an Kosten verursachen würde, weist Ditz zurück: „Es macht insgesamt, also inklusive Pinkl, ein Drittel dieser kolportierter Summe aus.“ Pinkl bleibe zudem noch sechs Monate im Haus und stehe dem Vorstand weiter in beratender Funktion zur Verfügung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2010)

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