Umweltminister geht – Tiefschlag für Macron

Ex-Minister Nicolas Hulot.
Ex-Minister Nicolas Hulot.(c) APA/AFP/JEAN-SEBASTIEN EVRARD (JEAN-SEBASTIEN EVRARD)
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„Ich mag nicht länger lügen“, erklärte Nicolas Hulot.

Paris. Seit seinem Amtsantritt vor 14 Monaten hat Nicolas Hulot schon mehrmals mit dem Gedanken gespielt, mit einem Knalleffekt aus der Regierung zurückzutreten. Nach der Sommerpause hat der französische Umweltminister, der populärste Minister Emmanuel Macrons, seine Drohung wahr gemacht.

Angeblich sollen die Zugeständnisse von Präsident Emmanuel Macron an den Jägerverband das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Er habe den Glauben an die Staatsführung verloren, erklärte Hulot. „Man sagte mir, ich müsse geduldig sein. Aber wir müssen uns seit 30 Jahren gedulden. Man sagte mir, ich müsse Prioritäten setzen, aber alles (im Bereich der Umwelt, Anm.) ist prioritär und dringend.“ Die Umwelt sei keine Priorität für den Staatschef und seine Regierung, kritisierte er.

„Nur kleine Schritte“

„Ich mag nicht länger lügen“, sagte er im Gespräch mit Radio France Inter. Er habe keine Lust mehr gehabt, nur „kleine Schritte“ machen zu können. Viel öfter musste er vor der Macht gewisser Lobbys nachgeben oder unbefriedigende Kompromisse akzeptieren, etwa bei der Frage der Atomenergie.

Hulots Rücktritt ist für Macron, dessen Popularität ohnehin bereits bröckelt, ein politischer Tiefschlag. Populär ist Hulot nicht als Minister geworden, sondern bereits Ende der 1980er-Jahre als Fernsehjournalist mit spektakulären Reportagen aus Urwäldern oder auf arktischen Gletschern für seine Sendung, die seinen Ruf als Naturschützer begründete. Er zählte in den Umfragen seither immer zu den Lieblingen der Franzosen. Seit Jacques Chirac wollten ihn alle Staatschefs als Berater oder Minister, er kokettierte aber selbst mit einer Präsidentschaftskandidatur. (r.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2018)

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