Türkische Notenbank kämpft mit Kreditlimits gegen Lira-Verfall

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Die Lira ist heuer gegenüber dem Dollar um 41 Prozent abgesackt und ist damit zusammen mit dem argentinischen Peso bei den weltweiten Währungen das Performance-Schlusslicht. Die türkische Zentralbank versucht, gegenzusteuern.

Die türkische Zentralbank hat wieder Kreditlimits für Übernachttransaktionen der Banken am Interbanken-Geldmarkt eingeführt. Dadurch wird die Liquidität effektiv reduziert, da die seit dem 13. August angebotenen uneingeschränkten Finanzierungen beendet wurden.

Die Notenbank erklärte in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme, in der "jüngste Bewertungen" für den Schritt genannt wurden, sie werde die zuvor geltenden Limits verdoppeln. Zwar ist die Maßnahme als Verdoppelung einer früheren Obergrenze angekündigt worden, aber in Wirklichkeit wurde eine neue Obergrenze gesetzt. Die Zentralbank hatte seit dem 13. August als Reaktion auf den Marktstress uneingeschränkt Geld zur Verfügung gestellt. Das neue Limit wird 44 Milliarden Lira (5,9 Milliarden Euro) betragen, doppelt so viel wie das vorherige Limit von 22 Milliarden Lira.

Die Notenbank hatte am 13. August eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um den starken Rückgang der Lira einzudämmen, angesichts der Sorge um die türkische Wirtschaft nach der Wahl im Juni und einem politischem Schlagabtausch zwischen Ankara und Washington wegen eines inhaftierten US-Pastors. So hat sie den Betrag gesenkt, den kommerzielle Kreditinstitute bei der Aufsichtsbehörde parken müssen, und die Regeln gelockert, wie die Banken ihre Lira- und Fremdwährungsliquidität verwalten müssen.

Die Lira ist in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um 41 Prozent abgesackt und ist damit zusammen mit dem argentinischen Peso bei den weltweiten Währungen das Performance-Schlusslicht. Sie fiel am Mittwoch um weitere 1,7 Prozent auf 6,38 je Dollar, der größte Rückgang unter 146 Währungen, die von Bloomberg weltweit beobachtet werden.

Der jüngste Schritt der Zentralbank zeige, dass die Türkei "alles andere als das tut, was sie eigentlich tun müsste", sagte Tim Ash, Senior Emerging-Market Sovereign Stratege bei Bluebay Asset Management LLP in London. "Sie müssen a) die Leitzinsen auf glaubwürdige, orthodoxe, einfache Art und Weise erhöhen; b) zum IWF gehen; c) die Beziehungen zu den USA normalisieren."

(Bloomberg)

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