In seinem eigenen Refugium in einem ehemaligen Schweinestall ist Helmut Rachinger, Seniorchef des Mühltalhofs, nun Wirt mit Tiefenentspanntheit.
Wie kompliziert Getränkebestellungen bei manchen Leuten sein können, hätte er nicht gedacht, sagt Helmut Rachinger. Leise. Bisher war der ewig jung denkende Seniorchef des Mühltalhofs, einer Adresse, an der man in Österreich derzeit nicht vorbeikommt, nicht an der Front zugange. Sondern in der Küche im Haupthaus, in den vergangenen Jahren an der Seite von Sohn Philip. In seinem eigenen Refugium namens Fernruf7 in einem ehemaligen Schweinestall, für das man nur ein paar Schritte die Straße überqueren muss, heißt es für Helmut Rachinger nun aber auch, diverse Sonderwünsche aufzunehmen. Gäste mit allzu viel davon seien gewarnt, weder machen sie den Chef glücklich noch werden sie hier beglückt von dannen ziehen.
Um genau diese Balance geht es nämlich an diesem feinsinnig gestalteten Ort, mit seinem alten Steinboden, seinen rohen Holzbänken, den Kräuterbüscheln an der Decke und einzelnen, auf japanische Art scheinbar zufällig ihren Platz findenden Objekten an der Wand: Man kommt hier im Idealfall nicht her, "um etwas zu essen", sondern um im allerbesten Sinne des Wortes bewirtet zu werden. Und das trotz Fast-Alleingangs des Neowirts meist mit einer selten gewordenen Tiefenentspanntheit. Wer einen der wenigen Plätze bekommen hat, tut gut daran, sich reichlich Dolcefarniente-Zeit zu nehmen, um möglichst alles aufzunehmen, was Rachinger gerade für seine Gäste vorsieht betörend gute Musikauswahl inklusive.
Zu trinken gibt es (Bitte keine Sonderwünsche, will man zukünftigen Gästen zurufen, der Mann braucht seine Energie für Wichtigeres!) etwa Sake, ausgesuchte Weine und Biere oder hausgemachtes Tonic, das der Chef in einem samt Facettengläsern eingekühlten Tragerl auf den Tisch stellt bitte sich einfach bedienen. Zentrum der Küche ist der Holzofen. Aus diesem kommt etwa das Erdäpfelbrot, das zu Jausenideen wie Sardellen-Salbei-Butter oder Roten Rüben in Zwetschkenessig gereicht wird, aus dem Ofen kommen aber auch die Schweinshaxln für eine mit eingelegter Melone und Kapuzinerkresse aufgemotzte Sulz.
Ein Mühltalhof sches Signature-Gericht, den Saibling zum Selbstgaren auf heißem Salzstein, hat Rachinger ins Fernruf7 mitgenommen, serviert dazu Süßlupinensauce und Algen. Aus Lammbratenresten macht er kurzerhand ein denkwürdig frisches Kebabgericht, mit Ringlotten, Fleischparadeisern, Salzzitrone und viel Petersilie. Kann man das alles bitte in Dauerschleife haben?
Info
Fernruf7, Unternberg 7, 4120 Neufelden, Tel.: +43/(0)660/650 15 19, Freitag bis Sonntag, 12 19 Uhr.