Der US-Limonadenhersteller Coca-Cola kann mit dem Kauf der Kette Costa endlich im Kaffeegeschäft Fuß fassen. Der Kampf auf diesem Markt wird damit immer härter.
Wien. Der Trend, sich gesünder ernähren zu wollen, stellt die Limonadenhersteller vor große Herausforderungen. Weil ihre zuckerhaltigen Getränke von den Verbrauchern zunehmend links liegen gelassen werden, müssen sie ihre Geschäftsmodelle überdenken.
Es war deshalb kein Zufall, dass Pepsi in der Vorwoche bekannt gab, Sodastream, den israelischen Hersteller von Sprudelwasser, übernehmen zu wollen. Die Produkte des Unternehmens erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Auch Pepsi will an diesem Erfolg mitnaschen. Schon seit einigen Jahren versucht der US-Konzern seine Palette durch gesündere Produkte zu erweitern. Auch ein Joint-Venture mit einem Humus-Erzeuger ist man bereits eingegangen.
Und so überrascht es nicht, dass auch Rivale Coca-Cola versucht, sich breiter aufzustellen. Am gestrigen Freitag gab der größte Getränkekonzern der Welt bekannt, in den Kaffeemarkt einzusteigen. Das Unternehmen übernimmt dafür die bekannte Kaffeehauskette Costa um 4,3 Mrd. Euro (3,9 Mrd. Pfund) von dem britischen Restaurant- und Hotelbetreiber Whitbread. „Heißgetränke sind einer der wenigen Bereiche des gesamten Getränkemarkts, auf dem Coca-Cola über keine weltweit bekannte Marke verfügt“, sagte Konzernchef James Quincey. Costa betreibt fast 4000 Kaffeeläden in Europa und China.
Nestlé kaufte bei Starbucks
Kaffee gilt als Wachstumsmarkt, auch angetrieben von den vielen kleinen Geschäften, die sich ausschließlich auf den Verkauf des Getränks spezialisiert haben. Selbst den heimischen Trafiken ist es mit September gestattet, Kunden „Coffee to go“ anzubieten.
Auch Nestlé, dem mit Nescafé und Nespresso ohnehin schon zwei globale Kaffeemarken gehören, versucht noch intensiver in dem Markt mitzumischen. Erst im Mai verkündeten die Schweizer, in das Kaffeehandelsgeschäft einzusteigen.
Für 7,15 Mrd. Dollar kauften sie Starbucks den entsprechenden Geschäftszweig ab. Die US-Kette vertreibt außerhalb seiner Filialen auch Kaffee im klassischen Handel und in der Gastronomie. Für Nestlé war der Schritt aus mehreren Gründen wichtig. Anders als in Europa finden die Nespresso-Kapseln in den USA keinen reißenden Absatz. Und die deutsche Milliardärsfamilie Reimann ist mittlerweile zu einem globalen Konkurrenten avanciert.
Über ihre Investmentholding JAB hat sie sich zu einem weltweiten Spieler im Kaffeemarkt entwickelt, mit den Marken Jacobs, Tassimo und Senseo. Erst Ende 2015 verleibte sie sich mit Keurig Green Mountain den Platzhirschen auf dem US-Kaffeemarkt ein.
Coca-Cola scheiterte bei Keurig
Womit sich der Kreis zu Coca-Cola schließt. Denn Keurig Green Mountain und Cola-Cola unterhielten in der Vergangenheit eine Partnerschaft, um eine Maschine für Kaltgetränke („Keurig Cold“) auf den Markt zu bringen. Coca-Cola stieg dafür eigens bei Keurig ein. Die Kooperation war für einen Zeitraum von zehn Jahren anberaumt. Dem Projekt war allerdings kein Erfolg gegönnt. Am Ende kauften die Reimanns Coca-Cola seine Anteile an Keurig (immerhin rund 17 Prozent) ab.
Inzwischen machen die Reimanns auch Coca-Cola Konkurrenz. Erst zu Jahresbeginn schnappten sie sich den US-Limonadenhersteller Dr Pepper Snapple („Sunkist“). Diesen wollen sie wiederum mit ihrer Tochter Keurig fusionieren. Und so versucht sich jedes der Unternehmen ein Stück vom Geschäft mit Kaffee und Limonade zu sichern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2018)