Europa League: Stallduell mit Beigeschmack

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2017 mussten Salzburg und Leipzig ob ihrer Red-Bull-Verflechtung noch um den Europacup bangen, 2018 spielen sie in Gruppe B erstmals gegeneinander. Eine Bestandsaufnahme.

Monaco/Wien. Salzburg trifft in der Europa League auf Schwesternklub Leipzig. Red Bull spielt gegen Rasen-Ball, der gebürtige Leipziger Marco Rose misst sich mit Ralf Rangnick – das Konzernduell verleiht der Europacupsaison prickelnden Gesprächsstoff. Nörgler wittern Absprachen, Traditionalisten schimpfen darüber, dass Fußballklubs nur noch als Marketingtools der Industrie dienen, und Fans wollen wissen, wer denn die bessere Dosentruppe ist.

Es ist unbestritten ein pikantes Duell, vor allem ob seiner Vorgeschichte, bei der die Fußballunion 2017 nach Leipzigs Aufschwung als deutscher Vizemeister wochenlang starr gewirkt und bei ihrer Erklärung dazu kein glückliches Händchen bewiesen hat. Die Integrität des Europacups ist infrage gestellt worden, ungeachtet der Tatsache, dass Airlines, Energiegiganten, Oligarchen oder Scheichs auch mehrere Klubs mit noch mehr Millionen sponsern.

Der Einfluss des Getränkeherstellers in Salzburgs Mitgliederversammlungen wurde hinterfragt, die Verflechtungen beider Klubs durchleuchtet, auch ihre Schnittstellen. Es gab Berührungspunkte, die zu Rücktritten und der Abänderung des Salzburger Klublogos führten.

Name, Trikot, Logo

Für Europa blieb nur noch ein Bulle da, für die deutsche Liga prangte ohnehin kein Firmenname dort – dass Rasen-Ball von diesen Bürokraten nicht direkt mit dem Energydrink (RB) assoziiert wird, ist ohnehin seit jeher ein Kunstschuss. Dietrich Mateschitz wird in Salzburg seit 2015 nur noch als Sponsor gelistet, das Trikot wurde „adaptiert“ – die begehrte Abnabelung also auch „sichtbar“ umgesetzt. Red Bull hatte dann für die Uefa keinen „übermäßigen Einfluss“ mehr auf Österreichs Serienmeister.

Am FC Salzburg gab es nichts mehr zu beanstanden. Ein elf Seiten starkes Papier – es liegt der „Presse“ vor – wurde im Juni 2017 veröffentlicht. Damit konnten beide Klubs in der Champions bzw. Europa League spielen. Aber im gleichen Bewerb, in einer Gruppe? Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti hielt es für unproblematisch.

Im Herbst 2018 steigt also das erste direkte Dosenduell. Möglich wurde es, weil Salzburg zum elften Mal an der Champions-League-Hürde (2:2 gegen Belgrad) gescheitert war. Und Leipzig nicht mehr an Form und Erfolge der ersten Ligasaison herankam, sich obendrein erst durch einen Elfmeter in der letzten Spielminute im Play-off gegen Luhansk (3:2) für den Bewerb qualifizieren konnte. Für manch Salzburger ist das aber die lang ersehnte, so willkommene Gelegenheit, es Rangnick, dessen Sympathiewerte in Österreich nie sonderliche Höhen erreicht haben soll – er war von 2012 bis 2015 sogar Sportdirektor beider Vereine –, so richtig zu zeigen. Der 60-Jährige jedoch sagt: „Um die Wettbewerbstauglichkeit muss sich keiner Gedanken machen, beide Vereine sind schon seit Jahren entflochten. Es werden zwei sehr emotionale Spiele.“

Internationales ÖFB-Duell

Es ist zudem ein internationales Duell unter Landsleuten, bei Leipzig spielen die ÖFB-Legionäre Ilsanker, Laimer und Sabitzer – sie alle schulten ihr Geschick zuvor in Salzburg. Rose betrachtet es freilich als ein Heimkommen. „Vielleicht werde ich meine Tochter in der Früh noch zur Schule bringen, da muss die Standardsitzung dann ein bisschen warten. Abholen wird sich aber nicht ausgehen.“

In Gruppe B warten auch noch Celtic Glasgow und Rosenborg Trondheim. Doch es sind die Spiele gegen Leipzig, die europaweit für Aufsehen sorgen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2018)

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