Ein violettes Schauspiel

Jubel am Verteilerkreis, Grünwald traf, und Austria siegte – dennoch ist das Spiel der Wiener noch sehr lückenhaft.
Jubel am Verteilerkreis, Grünwald traf, und Austria siegte – dennoch ist das Spiel der Wiener noch sehr lückenhaft.(c) APA/EXPA/ALEXANDER FORST
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Austria stolpert zum Sieg gegen Mattersburg, manch einem fehlt der Spaß am Spiel. Was Euphorie bewirken kann, lebt St. Pölten vor.

Wien. Drei Spiele, drei Heimsiege: Die Bilanz der Wiener Austria in der Generali-Arena ist weiterhin makellos. Aufgrund der Auftritte in der Fremde, wo nur ein Punkt mitgenommen wurde, fällt die Zwischenbilanz der Favoritner nach den ersten sechs Runden jedoch nicht positiv aus. Auch der Auftritt beim 2:1 gegen Mattersburg war durchwachsen und sehr holprig. „Ich bin nicht zufrieden, uns fehlen zwei Punkte“, resümierte Trainer Thomas Letsch.

Weiterhin ist das 0:1 gegen den WAC schmerzend erinnerlich. „Wenn wir zwölf Punkte hätten, hätten wir einen Zweierschnitt – und könnten zufrieden sein“, gab Letsch Einblick in sein Seelenleben. Das Spiel sei solide, jedoch nicht weltbewegend, allerdings auch nicht ganz schlecht. Nur, für einen Verein, der nach einer Horrorsaison mit dem siebenten Tabellenplatz und dem Verfehlen aller Ziele (Europacup) maßlos enttäuscht hat, ist diese erste Bestandsaufnahme bereits ein richtungsweisendes Alarmsignal. Der Fußball ist in Favoriten trotz all der Neuzugänge keineswegs besser geworden.

Nach der Länderspielpause wartet am 16. September eine schwierige Hürde: das Derby bei Rapid. Um dort zu reüssieren, gilt es die Mattersburg-Partie aufzuarbeiten. „Dass wir glücklich gewonnen haben, ist Tatsache“, gestand Letsch. Dass ein höchst umstrittener Elfmeter der Knack- und Wendepunkt für die Violetten war, ist kein Geheimnis. Es glich einem „Knock-out“ für Mattersburg.

„Jetzt nicht durchdrehen“

Wie man einfach und bescheiden den Erfolgsweg – mit wirklich limitierten Mitteln – im österreichischen Fußball beschreiten kann, leben die Spieler des SKN St. Pölten vor. Der Fastabsteiger hält auch nach der sechsten Runde weiterhin Kontakt zu Tabellenführer Salzburg. Auch dieser 2:1-Erfolg mutete glücklich an, schien beim Auftritt in Altach allerdings verdient.

„Es wird immer schwieriger“, sagt Trainer Dietmar Kühbauer und will damit den Erwartungsdruck, der mit jedem Sieg anwächst, relativieren. Die Niederösterreicher sind zum elften Mal in Folge ungeschlagen, 14Punkte sind schon jetzt errungen. Vergangene Saison hatten die „Wölfe“ dafür 34 Runden benötigt, also fast die ganze Meisterschaft.

Kühbauer lehnt dennoch den Begriff „Traumstart“ ab, er hält es für „fast untertrieben“. Wenn aber einer alle Höhen und Tiefen kennt, dann er – und die Situation richtig einzuschätzen ist in diesem Augenblick eine hohe Kunst. Der Punktestand sei „wunderbar“, aber: „Ich habe im Fußball schon so viel erlebt, dass ich jetzt nicht durchdrehe.“

Diese Erkenntnis sollte auch für Aufsteiger TSV Hartberg gelten. Die Euphorie in der Oststeiermark ist da, der Wille ebenso – nur die Ergebnisse stimmen nicht. Sechs Runden, nur drei Punkte, vor allem drei Gegentore (Lask, Innsbruck) aus ruhenden Bällen verlangen schleunigst eine Neuordnung der Abwehr. (da)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2018)

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