Türkische Notenbank will ausufernde Inflation bekämpfen

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Seit Monaten ist die türkische Landeswährung Lira stark unter Druck, was die Inflation nach oben treibt. Die Notenbank des Landes signalisiert hre Bereitschaft zum Handeln.

Die von Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte türkische Notenbank will angesichts der ausufernden Inflation geldpolitisch in die Offensive gehen. Sie wolle angesichts "beträchtlicher Risiken" für die Preisstabilität handeln, kündigte die Zentralbank am Montag an. Die Geldpolitik werde auf der am 13. September anstehenden Notenbanksitzung an die jüngste Entwicklung angepasst. Experten rätseln, ob die Notenbank die Zinsen erhöhen wird und dies dann kräftig genug tun würde, um die Inflation im Zaum zu halten. Im Juli haben die Währungshüter die Zinsen nicht angetastet.

Staatspräsident Erdogan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet, hatte angekündigt, eine stärkere Kontrolle über die Zentralbank auszuüben. Dies hat unter Anlegern Besorgnis ausgelöst, die Unabhängigkeit der Notenbank könnte ausgehebelt werden. Finanzminister Berat Albayrak bemühte sich in einem Reuters-Interview, entsprechende Sorgen zu zerstreuen. "Die Zentralbank der Türkei ist womöglich unabhängiger als in anderen Staaten", sagte der Politiker, der zugleich Erdogans Schwiegersohn ist. Die Türkei sei an einem Punkt angekommen, an dem ein "umfassender Kampf gegen die Inflation" nötig sei.

Die Teuerungsrate war im August auf 17,9 Prozent gesprungen, den höchsten Wert seit Ende 2003. Dadurch schwächte sich der Kurs der Landeswährung Lira weiter ab. Sie hat seit Jahresbeginn mehr als 40 Prozent an Außenwert zum Dollar verloren. Laut Ökonom Tilmann Galler von J.P. Morgan Asset Management heizt auch ein steigender Ölpreis die Inflation in dem Schwellenland an und schwächt die Währung: "Die zögerlichen Zinserhöhungen der Notenbank waren nicht ausreichend, um die Situation an den Devisenmärkten zu beruhigen und die Kapitalabflüsse zu stoppen, weil zusätzlich noch Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank aufkamen."

Mit höheren Zinsen könnte die Währung wieder attraktiver für Anleger gemacht und der Kurs damit gestützt werden. Hinter dem Lira-Verfall steht auch ein Streit zwischen den Regierungen in Ankara und Washington wegen der Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei. Beide Länder haben deswegen Sanktionen gegeneinander verhängt. Finanzminister Albayrak warf Washington vor, den Streit so weit getrieben zu haben dass weder der amerikanische Staat noch das Volk etwas davon hätten.

Die US-Ratingagentur Moody's hatte jüngst die Bonitätsnote für 20 türkische Geldhäuser gesenkt, darunter einige der größten Banken des Landes. Sie begründete dies damit, dass sich die Risiken für die Türkei erhöht hätten. Albayrak sagte, er mache sich derzeit keine Sorgen um die Banken. "Doch wenn Probleme auftauchen sollten, werden wir sie in jeder Hinsicht unterstützen." 

(Reuters)

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