Vor dem Verhandlungsfinale mit der EU beziehen die Protagonisten Positionen, die unvereinbarer nicht sein könnten. Damit wird ein chaotischer Austritt wahrscheinlicher.
London. Die britische Premierministerin, Theresa May, gerät von allen Seiten unter Druck: In ungekannter Deutlichkeit hat EU-Chefverhandler Michel Barnier Londons Position zu den künftigen Wirtschaftsbeziehungen „in aller Schärfe“ abgelehnt. Zugleich zerriss Ex-Außenminister Boris Johnson ihr „Chequers-Papier“ für eine weitere Anbindung an die EU erneut in der Luft. Es komme einer Kapitulation gleich und werde das Land in eine Katastrophe führen, meinte ihr parteiinterner Widersacher.
Zum Auftakt der Endphase der Brexit-Verhandlungen liegt eine Einigung in weiter Ferne. May beendete die politische Sommerpause mit drohenden Worten in Richtung Brüssel und warnte, sie werde „keinen Kompromiss“ eingehen. Das Chequers-Papier sei ein „pragmatischer und praktikabler“ Entwurf. Umgehend erklärten prominente Konservative wie der frühere Brexit-Minister David Davis, sie würden „mit Sicherheit gegen Chequers“ stimmen. Der Plan sieht einen Verbleib Großbritanniens im Binnenmarkt für Güter vor, die Vermeidung einer harten Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland und eine teilweise Anerkennung der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs.