Wo prominente Autoren auf Shakespeare setzen

Lebenslang im Bann von Shakespeares „Sturm“: Die Kanadierin Margaret Atwood hat in ihrem Roman „Hexensaat“ (im Original: „Hag-Seed“, 2017) aus Prospero den Theaterdirektor Felix gemacht.
Lebenslang im Bann von Shakespeares „Sturm“: Die Kanadierin Margaret Atwood hat in ihrem Roman „Hexensaat“ (im Original: „Hag-Seed“, 2017) aus Prospero den Theaterdirektor Felix gemacht.REUTERS
  • Drucken

Macbeth auf dem Motorrad, Prospero als Häftlingsregisseur, Shylock als ergreifend trauernder Witwer: Autoren wie Margaret Atwood und Howard Jacobson haben zuletzt Shakespeare-Romane geschrieben – nun auch Jo Nesbø.

„Es ist eine dieser sich selbst erfüllenden Geschichten. Du hast es immer gewusst, dein ganzes Leben lang, dass du am Ende dazu verdammt bist, zu verlieren. Diese Gewissheit hat dich immer ausgemacht, Macbeth.“ Spricht Polizeiinspektor Duff zu Inspektor Macbeth, dem sich gerade die Spitze eines herabgestürzten Kronleuchters in die Schulter gebohrt hat. Unter der Einwirkung einer in Lady Macbeths Kasino eingebrochenen Dampflok. Nur ab und zu lässt der norwegische Bestsellerautor Jo Nesbø wie in diesen Sätzen den Shakespeare heraushängen. Man kann die Gemetzel im Krimi „Macbeth“ ganz ohne Königsdrama im Hinterkopf genießen; und die meisten Leser des soeben erschienenen Buchs werden das wohl auch tun. Er ist aus einer großartigen Idee geboren. 

Der einst von Virginia Woolf und deren Ehemann, Leonard, gegründete Verlag Hogarth Press lud anlässlich des 400. Todestags Shakespeares 2013 prominente Autoren ein, zu je einem selbst gewählten Shakespeare-Stück einen Roman zu schreiben. Das Projekt hat literarisch über alle Erwartungen gefruchtet. Die Kanadierin Margaret Atwood veröffentlichte „Hexensaat“, weitere Shakespeare-Romane lieferten die Briten Howard Jacobson und Jeanette Winterson sowie die US-amerikanischen Autoren Tracy Chevalier, Anne Tyler und Gillian Flynn. Jo Nesbø ist nun der erste nicht englischsprachige Autor – und erstaunlicherweise auch der erste, der sich an eine Tragödie gewagt hat.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.