Ministerrücktritte sind Symptome der Schwäche von Frankreichs Präsident.
Paris. Die französische Regierung ist nach der Besetzung von zwei vakanten Posten wieder komplett. Dem populären Nicolas Hulot, der vor einer Woche als Umweltminister zurückgetreten war, folgt der bisherige Vorsitzende der Nationalversammlung François de Rugy (44) nach. Der Ex-Grüne, der für seine Partei selber bei den Präsidentschaftswahlen von 2017 kandidieren wollte, aber nicht nominiert wurde, hatte Emmanuel Macrons Wahl unterstützt.
Mehrere bekannte Umweltpolitiker hatten dem Vernehmen nach abgelehnt, als Verantwortliche für die Klimapolitik in die Regierung einzutreten. Unter ihnen der frühere grüne EU-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der weiterhin zu Macrons Beratern zählt, aber auch die frühere Umweltministerin und sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal und zuletzt auch der Topfavorit der französischen Medien, der derzeitige WWF-Direktor Pascal Canfin.
Auch der Posten der Sportministerin Laura Flessel, die am Dienstag angeblich aufgrund ihrer „steuerlichen Situation“ aus der Regierung ausschied, wurde neu besetzt. Laut Internetportal „Mediapart“ soll die Ex-Olympiasiegerin im Fechten Einnahmen aus einer Bildrechte-Agentur (die ihr Mann leitete) nicht vorschriftsgemäß deklariert habe. Sie wird durch eine weit weniger bekannte Ex-Sportlerin ersetzt: Die 1975 in Bukarest geborene und in Frankreich eingebürgerte Roxana Maracineanu (43) war als Schwimmerin erfolgreich.
Absturz in den Umfragen
Seit dem Sommer mehren sich Macrons Probleme. Die beiden Rücktritte sind Symptome seiner schwindenden Autorität. Nach der Affäre um seinen gewalttätigen Ex-Leibwächter Benalla und auch aufgrund der zunehmend schwächeren Wirtschaftsleistungen ist Macron in Umfragen um zehn Punkte abgestürzt. Die positive Meinung über ihn ist auf 31 Prozent gesunken, damit steht er sogar noch schlechter da als François Hollande (32 Prozent) zum selben Zeitpunkt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2018)