Eine Fotofalle bestätigte, was bereits vermutet wurde. In Nordösterreich gibt es ein neues Wolfsrudel. Der WWF fordert eine Informationsoffensive und "seriöses Wolfsmanagement".
In Österreich gibt es ein neues Wolfsrudel. Was durch DNA-Analysen aus etlichen Schaf-Rissen und Funden von Losungen bereits vermutet wurde, ist durch ein Foto bestätigt worden. Die Tageszeitung "Kurier" veröffentlichte eine Aufnahme aus einer Fotofalle am 26. August kurz vor 7.00 Uhr in Karlstift im Bezirk Gmünd in Niederösterreich. Mindestens vier Welpen sind darauf zu sehen.
Es dürfte sich um ein neu ansässiges Rudel handeln, das aber nicht von dem bereits bekannten Rudel aus der Region Truppenübungsplatz Allentsteig entstammt. Die Elterntiere könnten aus Deutschland oder Polen zugewandert sein. Die Wölfe werden in einem etwa 200 Quadratkilometer großen Gebiet im nieder-/oberösterreichisch/tschechischen Grenzraum umherstreifen. Um den Umgang mit den zurückkehrenden Tieren zu Regeln, wurde letzte Woche ein bundesweites 10-Punkte-Programm präsentiert.

WWF verlangt Informationsoffensive
Dem WWF reicht das Programm offenbar nicht, denn nach dem bestätigten Auftauchen des neuen Wolfsrudels im Norden Österreichs hat die NGO am Mittwoch eine umfassende Informationsoffensive gefordert. Ein seriöses Wolfsmanagement, Beratung für die Weidetierhalter, ein individueller Herdenschutz und finanzielle Unterstützung seien notwendig, verlangte der WWF-Experte Christian Pichler.
Die Tiere, seien bereits von Menschen gesichtet worden, so der WWF in einer Aussendung. Sie hätten keine Angst oder Scheu vor Menschen gehabt. Es gebe weiters Anfragen von besorgten Elternvereinen, die sich Sorgen um kommende Schulausflüge machen. "Jetzt geht es darum, möglichst rasch die richtigen Maßnahmen zu setzen", stellte Christian Pichler fest. Vor allem Weidetierhalter müssten beraten und finanziell unterstützt werden. Besonders wichtig sei ein praxisgerechter, an die Region angepassten Herdenschutz. Jeder Hof sei anders, weshalb der Schutz an die jeweilige Situation angepasst werden sollte, damit er gut funktioniert.
Schafe nur Gelegenheitsbeute
Ohne diesen seien Vergrämungen, wie Schreckschüsse, wenig erfolgversprechend. "Wölfe dürfen gar nicht erst realisieren, dass Weidetiere eine leichte Beute darstellen." Im wildreichen Österreich würden sie sich ohnehin großteils von Wildtieren ernähren. Schafe seien nur eine Gelegenheitsbeute, wenn sie nicht oder nur ungenügend geschützt seien. Der Verhaltensbiloge Kurt Kotrschal ergänzte: "Wölfe lernen rasch zwischen 'erlaubter' (Wild) und 'unerlaubter' (Haus- bzw. Nutztiere) Nahrung zu unterscheiden, wenn sie zum Beispiel ein strom-führender Zaun behindert."
Wie viele Wölfe sich in Österreich aufhalten, ist laut Wolfsanwalt Georg Rauer schwer zu beziffern. Nur im Norden seien nunmehr zwei ansässige Rudel gesichert. Andere gesichtete oder durch Risse bewiesene Tiere dürften durchziehende oder umherstreifende sein. Dazu kämen solche, die noch gar nicht bemerkt worden seien.
(APA)