Bob Woodward enthüllte mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal, der zu Richard Nixons Sturz führte. Seither schrieb der Starreporter über jeden Präsidenten.
Wien/Washington. Als die „Washington Post“ vor einem Monat die Nachricht lancierte, dass Bob Woodwards Buch über die Präsidentschaft Donald Trumps just am 11. September erscheinen werde, griff im Weißen Haus Panik um sich. Der Präsident rief prompt den 75-jährigen Starreporter des Blatts an, der zusammen mit seinem Partner Carl Bernstein den Watergate-Skandal enthüllt und so 1974 maßgeblich zum Sturz von Präsident Richard Nixon beigetragen hatte – was Woodward einen Platz im Pantheon des Journalismus und Hollywood-Glamour im Film „All The President's Men“ („Die Unbestechlichen“) eingebracht hat.
Trump beklagte sich, dass niemand ihn über das Buchprojekt informiert habe und dass er gern für ein Interview zur Verfügung gestanden wäre. Am Ende des Telefonats richtete er dem Autor aus, niemand habe als Präsident einen besseren Job gemacht als er. Es war indes zu spät, das Buch bereits in Druck. Der Präsident, der die Presse als „Feind des Volks“ und als „Fake News“ diffamiert, gab sich keinen Illusionen hin: Neuerlich habe er es mit einem negativen, aus seiner Sicht „schlechten“ Buch zu tun – wie bei Michael Wolffs Bestseller „Fire and Fury“ über das Chaos im Weißen Haus, das zu Jahresbeginn für Furore gesorgt hat.
Der Pulitzer-Preisträger Bob Woodward genießt in der Branche allerdings einen weit seriöseren Ruf als Wolff. Die Galionsfigur des investigativen Journalismus hat über jeden US-Präsidenten seit Nixon ein Buch aus Insider-Perspektive geschrieben, die Schlüsselentscheidungen der Amtsträger, oft Fragen über Krieg und Frieden, analysiert – und noch jeder Präsident, ob Republikaner oder Demokrat, bekam dabei sein Fett ab.
Woodward geht stets nach derselben, nicht unumstrittenen Methode vor: Er gewährt seinen Gesprächspartnern, zumeist Ministern und hochrangigen Mitarbeitern, Anonymität, um ihnen exklusive, pikante Informationen zu entlocken. Auch diesmal führte er Gespräche über Hunderte Stunden, er lud seine Interviewpartner in sein Haus ein oder suchte sie zu Hause auf – und nicht im Weißen Haus.
Die PR-Maschinerie ist voll angelaufen, nachdem die „Washington Post“ einen ersten Artikel mit den brisantesten Enthüllungen am Dienstagabend auf ihrer Homepage platziert hatte. Kurz darauf folgten auf CNN „Breaking News“ – und so schnell wird der Wirbel wohl nicht aufhören. Mit Auftritten in Talkshows wird Woodward das Interesse weiter anheizen. Auf Amazon ist das Buch schon vor dem Erscheinungsdatum zur Nummer eins aufgestiegen. (vier)
Zur Person
Bob Woodward (75) ist eine Trademark im US-Journalismus. Regelmäßig schreibt der Starreporter der „Washington Post“ Insiderbücher über den jeweiligen US-Präsidenten – und stets landet er einen Bestseller. Berühmt wurde er mit Ko-Autor Carl Bernstein als Aufdecker des Watergate-Skandals.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2018)