Aktiver Widerstand gegen Trump innerhalb US-Regierung?

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Ein anonymer Regierungsmitarbeiter berichtet in "New York Times" von Bestrebungen, "verfehlte Impulse" des US-Präsidenten Donald Trump zu vereiteln: "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken."

Innerhalb der US-Regierung gibt es nach einem Bericht eines anonymen hochrangigen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" ("NYT") aktiven Widerstand gegen Präsident Donald Trump. Die Zeitung veröffentlichte am Mittwoch (Ortszeit) in einem seltenen Schritt einen anonymen Gastbeitrag mit dem Titel "Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Regierung".

Dort heißt es: "Viele von Trump Ernannte haben gelobt, dass wir tun, was wir können, um unsere demokratischen Institutionen zu schützen, während wir Herrn Trumps verfehltere Impulse vereiteln, bis er nicht mehr im Amt ist."

Trump wies den Gastbeitrag als "anonym, das heißt feige" zurück. "Existiert der sogenannte 'ranghohe Regierungsbeamte' wirklich, oder ist es nur die angeschlagene 'New York Times' mit einer weiteren erfundenen Quelle?", schrieb der US-Präsident. Seine Sprecherin Sarah Sanders nannte den Beitrag "erbärmlich, unverantwortlich und selbstsüchtig" und forderte die "New York Times" dazu auf, sich zu entschuldigen. Der Autor hintergehe den gewählten Präsidenten, statt ihn zu unterstützen, kritisierte Sanders. "Dieser Feigling sollte das Richtige tun und zurücktreten." Knapp 62 Millionen Menschen hätten 2016 Präsident Donald J. Trump gewählt, erklärte sie. "Niemand von ihnen hat eine feige, anonyme Quelle der angeschlagenen 'New York Times" gewählt."

Die "New York Times" berichtete, ihr sei der Name des Autors bekannt. Seine Anonymität werde auf seine Bitte hin gewahrt, weil sein Job sonst in Gefahr sei. "Wir glauben, dass die anonyme Veröffentlichung dieses Essays die einzige Möglichkeit ist, unseren Lesern eine wichtige Sichtweise zu übermitteln."

Trumps Dilemma

Der Regierungsmitarbeiter schreibt in dem Gastbeitrag: "Das Dilemma - was er (Trump, Anm.) nicht ganz versteht - ist, dass viele hochrangige Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung von innen heraus unablässig daran arbeiten, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern. (...) Ich bin einer von ihnen."

Erst am Dienstag hatte das neue Buch von Watergate-Enthüller und Pulitzerpreisträger Bob Woodward das Weiße Haus in Unruhe versetzt. In Veröffentlichungen erster Auszüge des Enthüllungswerks, das am kommenden Dienstag erscheint, zitiert Woodward Mitarbeiter Trumps mit kritischen bis schmähenden Äußerungen über den Präsidenten.

Darin schreibt der Journalist ebenfalls davon, dass ein Großteil der Trump-Mitarbeiter damit beschäftigt sei, den Präsidenten davon abzuhalten, das Welthandelssystem zu zerstören, die nationale Sicherheit zu untergraben und Kriege anzuzetteln. Trump nannte das Buch eine "erfundene Geschichte".

"Werden tun, was wir könnnen..."

Der anonyme Gastbeitrag in der "New York Times" deutet jedoch an, dass der Widerstand im Weißen Haus noch deutlich stärker ist, als von Woodward beschrieben. "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken, bis es - auf die eine oder andere Art und Weise - vorbei ist", heißt es darin.

Es sei ein schwacher Trost, "aber Amerikaner sollten wissen, dass Erwachsene im Raum sind. Wir erkennen in vollem Umfang, was passiert. Und wir versuchen, das Richtige zu tun, selbst wenn Donald Trump es nicht tut." Daraus resultiere eine zweigleisige Präsidentschaft, bei der die Verwaltung anders als Trump handle.

Der Autor betont, er oder sie fühle sich der Politik der Republikaner weiterhin verpflichtet und stehe nicht aufseiten der Demokraten. "Wir wollen, dass die Regierung erfolgreich ist, und denken, dass viele ihrer Strategien Amerika schon jetzt sicherer und wohlhabender gemacht haben. Aber wir glauben, dass unsere erste Pflicht diesem Land gilt, und der Präsident fährt fort, in einer Art zu handeln, die dem Wohlergehen unserer Republik abträglich ist." Der Autor urteilt: "Die Wurzel des Problems ist die Amoralität des Präsidenten."

(APA/dpa/AFP)

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