Erste Vorboten der ORF-eins-Reform

Lisa Totzauer geht daran, ORF eins neu zu ordnen.
Lisa Totzauer geht daran, ORF eins neu zu ordnen. (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Senderchefin Lisa Totzauer will die junge Zielgruppe mit Info-Themen ansprechen. ORF eins soll Relevantes berichten, auch wenn es „auf den ersten Blick unsexy“ ist, sagt sie.

Lisa Totzauer geht daran, ORF eins neu zu ordnen. Zwar muss man auf das neue Programmschema für den Sender noch warten (es soll ab 2019 gelten und muss vom Stiftungsrat abgesegnet werden) – aber Totzauer weiß, dass sie sich dringend etwas einfallen lassen muss: Denn der Sender, der das jüngere Publikum ansprechen soll, erzielte im August nur noch einen Marktanteil von 7,7 Prozent. Totzauer will beim jüngeren Publikum in die Info-Offensive gehen und dieser Zielgruppe auch „Geschichten erzählen, die relevant sind, aber auf den ersten Blick unsexy wirken“. Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft und der EU-Gipfel am 20. September in Salzburg sind da ein gutes Beispiel – ein trockenes Thema, das die Konkurrenz im eigenen Haus – ORF2 – ausführlich mit Beiträgen, Reportagen und Interviews begleiten wird.

ORF eins prescht bereits morgen vor: In „Gipfeltreffen – Welchen Weg wählt die EU?“ geht man mit Blick auf Straßburg, Visegrád und London möglichst unverkrampft grundlegenden Fakten und Stimmungen in den Ländern nach und sucht nach neuen Blickwinkeln. So unterhalten sich etwa ein Bergführer und ein Politikwissenschaftler über das Thema Gipfel. Danach ist es an Lisa Gadenstätter, mit der einstigen EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer, Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Botschafter Leih Turner zielgruppengerecht (also kurzweilig) zu diskutieren.

„Wenn wir wichtige, große Info-Themen haben, überlegen wir uns, wie wir das kombinieren können und was wir zu diesem Kontext noch haben“, sagt Totzauer. Sie will öfters Themenabende gestalten, sagt aber: „Wir haben nicht das Budget, von 20.15 Uhr bis 22.30 Uhr neues Programm zu machen“. Im konkreten Fall wurde man im Archiv fündig: Der neu produzierten Sendung folgt im zweiten Hauptabend die Wiederholung der Dokumentation „Settele im Heimatfieber“ mit ORFeins-Unikat Hanno Settele.

Kabarettisten auf „Staatsbesuch“

Der Mittwoch wird „DOK eins“-Tag. Zum Auftakt reist Settele im Auftrag von Majestät Robert Heinrich I. (Robert Palfrader) als „Kurier des Kaisers“ durchs Land (ab 3. Oktober). Sein Auftrag: Der Kaiser hat Schulden gemacht und muss ein Bundesland verkaufen. Aber welches? Also versucht Settele, Waldflächen, Denkmäler, ideelle Werte oder z. B. das Kernöl und den steirischen Apfel zu gewichten. Totzauer verspricht eine „liebe- und humorvolle Herangehensweise“ und ist „selbst überrascht, was wir alles herausgefunden haben“ – z. B. dass man einige dieser Parameter tatsächlich mathematisch berechnen kann. Auch das werden Themenabende. Kombiniert wird mit der jeweiligen „Landkrimi“-Wiederholung. „Dadurch legen wir Ressourcen frei, die wir dann in eine Eigenproduktion stecken können“, sagt Totzauer – in dem Fall sind das neun „Zeitgeschichten“, die mit Hilfe von Zeitsprüngen über viele Jahrzehnte schauen, was aus den Problemen der Menschen in den verschiedenen Bundesländern geworden ist.

Auch neu und zur EU-Ratspräsidentschaft passend: Sechs österreichische Kabarettisten präsentieren persönlich und humorvoll ihr europäisches Lieblingsland. Passenderweise macht „Kaiser“ Palfrader am 19. Oktober den Anfang – und führt durch ein schwedisches 10-Seelen-Dorf, in dem es 22 Saunen gibt. Wie man da rein kommt? „Ich klopfe und schau ganz lieb.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2018)

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