1,5 Millionen Menschen auf der Flucht vor Hurrikan „Florence“

Den Menschen in den beiden Carolinas fehlt die Erfahrung mit starken Hurrikans.
Den Menschen in den beiden Carolinas fehlt die Erfahrung mit starken Hurrikans.(c) REUTERS (RANDALL HILL)
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Der bisher stärkste Hurrikan der Saison steuert auf die US-Bundesstaaten North Carolina und South Carolina zu.

New York. Man will die Fehler der Hurrikansaison 2017 nicht wiederholen. Im Vorfeld von „Harvey“ wurde die texanische Metropole Houston nicht evakuiert, Bürgermeister Sylvester Turner sollte das später bereuen. Und in Puerto Rico starben nach „Maria“ 3000 Menschen, die US-Katastrophenbehörde FEMA hatte das Ausmaß unterschätzt.

Deshalb wird nun seit Monaten der Ernstfall geprobt. Für 2018 sei man auf alle Eventualitäten vorbereitet, erklärten die Verantwortlichen kürzlich in einem Pressegespräch in der FEMA-Zentrale im World Trade Center in New York.

Die Nagelprobe könnte schon diesen Donnerstag folgen. Dann soll der bisher stärkste Hurrikan des Jahres an der Ostküste auf Land treffen. Die Meteorologen warnen „Florence“ könnte selbst die gigantischen Stürme des vergangenen Jahres in den Schatten stellen. Zuletzt wurde der Hurrikan auf Stufe vier, die zweithöchste, hochgestuft. Mit Windstärken von 220 km/h tobt „Florence“ derzeit noch im Atlantik. Eine Abschwächung bis Donnerstag ist nicht zu erwarten, selbst eine Intensivierung auf Stufe fünf ist möglich.

Erstmals so weit im Norden

Eines der Probleme: Die Küstenregion an der Grenze zwischen North Carolina und South Carolina ist dicht bewohnt und anfällig für Überschwemmungen. Abgesehen von den Winden, die Bäume entwurzeln und Dächer von den Häusern fegen könnten, machen den Behörden vor allem die erwarteten Regenfälle Sorgen. Erste Auswüchse waren bereits am Dienstag zu spüren, obwohl das Zentrum des Sturms noch 1000 Kilometer von der Küste entfernt war.

Wenn „Florence“ tatsächlich mit 220 km/h als Sturm der Stufe vier auf Land trifft, würde es sich um den stärksten Hurrikan handeln, der jemals so weit im Norden wütete. Während etwa die Einwohner Floridas oder Louisianas nahezu jährlich mit starken Hurrikans umgehen müssen, fehlt den Menschen in den beiden Carolinas diese Erfahrung. Deshalb zögerten die Gouverneure nicht lange: 1,5 Millionen Menschen müssen die Küstenregion verlassen.

Autobahn wird Einbahnstraße

Dabei handelt es sich großteils um verpflichtende, nicht freiwillige Evakuierungen. Die Universität in der Studentenstadt Wilmington in North Carolina beispielsweise forderte alle Studenten auf, die Region bis Dienstagmittag zu verlassen. In South Carolina wiederum ließ der Gouverneur, Henry McMaster, die beiden wichtigsten Autobahnen in Einbahnstraßen, weg von der Küste, umwandeln. Der Notstand wurde ausgerufen, Präsident Donald Trump nannte „Florence“ schon jetzt einen der „schlimmsten Stürme der letzten Jahre“.

Der bisher zerstörerischste Hurrikan der US-Geschichte war „Katrina“ im Jahr 2005, der New Orleans verwüstete, gefolgt von „Harvey“ und „Maria“ im vergangenen Jahr. Weiter nördlich richtete „Sandy“ im Jahr 2012 die meisten Schäden an, der Sturm der Kategorie drei legte damals auch weite Teile New Yorks lahm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2018)

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