Lehrer fühlen sich schlecht auf Digitalisierung vorbereitet

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Laptops und Tablets gehören in den Schulen bereits zum Alltag. Drei von vier Pädagogen fühlen sich dafür aber nicht gerüstet.

Wien. Die Schulen sollen, kündigte die Bundesregierung erst kürzlich an, in das digitale Zeitalter einsteigen. Dabei soll ein Masterplan, der bis Jahresende stehen soll, helfen. Doch wie weit ist der Weg ins digitale Zeitalter? Wie fit sind Österreichs Schulen für die digitale Welt? Diese Fragen hat das Meinungsforschungsinstitut OGM im Auftrag der Innovationsstiftung für Bildung insgesamt 805 Schülern, Eltern und Lehrern der AHS-Oberstufe bzw. der BMHS gestellt. Die Umfrage ist repräsentativ – und teilweise durchaus überraschend.

Denn sowohl Schüler (70 Prozent) als auch Lehrer (68 Prozent) und Eltern (75 Prozent) sind mit der technischen Ausstattung in der Schulen (sehr) zufrieden. Das mag daran liegen, dass man im Unterricht offenbar nicht auf Geräte der Schule angewiesen ist. Die Schüler nehmen ohnehin ihre Privatgeräte mit. So arbeiten im Unterricht nur zwölf Prozent der Schüler mit Laptops der Schule. Aber mehr als die Hälfte nimmt den eigenen Laptop in die Schule mit.

Drei Stunden täglich vor PC

Das Ergebnis ist für die Regierung nicht uninteressant. Bisher wurde nämlich lediglich entschieden, dass die Schüler mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden. Ob für Laptops und Tablets der Bund, die Länder oder doch die Eltern zahlen sollen, hat die Regierung aber noch nicht entschieden.

Die Geräteausstattung sei mit Blick auf die Digitalisierung auch nicht das größte Problem, sagt Stefan Zotti, der Vorstand der Innovationsstiftung für Bildung. Viele Familien könnten sich die Endgeräte glücklicherweise leisten. Aufholbedarf gebe es aber beim Breitbandausbau. Das Internet sei an vielen Schulen nicht schnell genug. Dennoch sei die Digitalisierung in den Schulen bereits angekommen. Das beweisen die Zahlen. 76 Prozent der Schüler verbringen pro Tag mehr als drei Stunden für die Schule vor Laptop, Computer oder Tablet. Ein hoher Wert. Inwieweit diese intensive Nutzung digitaler Medien damit zu tun hat, dass die Lehrer digitalen Unterricht bewusst forcieren, ist allerdings umstritten.

Zwar gaben 87 Prozent der Lehrer an, sich (sehr bzw. eher) zu bemühen, neue digitale Lehr- und Lernmedien einzusetzen. Doch die Schüler sehen das anders. Nur 45 Prozent erkennen Bemühungen ihrer Lehrer (siehe Grafik).

Das ist wenig verwunderlich. Denn digitale Grundfertigkeiten wurden bzw. werden den Lehrern in der Ausbildung auch nicht vermittelt. Drei von vier Pädagogen fühlen sich (eher) schlecht auf die Digitalisierung vorbereitet. Dienstältere beklagen sich hier freilich häufiger als junge. Wobei auch jeder fünfte Pädagoge unter 30 Jahren sagt, dass die Digitalisierung in der Lehrerausbildung eine zu geringe Rolle gespielt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2018)


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