Messe-Chefin zieht es nach San Francisco

Ihr Weggang ist ein Verlust für Wien.
Ihr Weggang ist ein Verlust für Wien. (c) Stanislav Jenis
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Die am 27. 9. beginnende Ausgabe der Viennacontemporary ist die letzte von Christina Steinbrecher-Pfandt.

Wien sei ihre liebste Stadt, ihr Job der beste, betonte Christina Steinbrecher-Pfandt oft. Das merkte man auch. Trotzdem gab die junge künstlerische Leiterin der Wiener Kunstmesse Viennacontemporary jetzt bekannt, dass sie mit dieser Ausgabe (27.–30. 9.) ihre Funktion zurücklege. Sie zieht es endgültig nach San Francisco, wo ihr Mann und ihre zwei kleinen Kinder mittlerweile leben. Seit zwei Jahren pendle sie. Die Messe solle nicht darunter leiden, dass sie nicht 100-prozentig verfügbar sei, so Steinbrecher-Pfandt. Aber das Team sei sehr gut, „die Messe funktioniert und steht gut da“. Die Besucherzahl ist leicht steigend, die Location, die Halle in St. Marx, gesichert.

Dass die durch viele Höhen und Tiefen gegangene Wiener Gegenwartskunstmesse sich professionalisiert und konsolidiert hat, daran war neben dem russischen Investor auch Steinbrecher-Pfandt wesentlich beteiligt. Anfangs leitete sie die Messe mit Vita Zaman, ab 2015 allein. Sie brachte mit ihrer diplomatischen, ernsthaften, zielstrebigen, vielleicht ja protestantisch-distanzierten Art frischen Wind in diese Wiener Institution. Sie schärfte das Profil der Messe, auf der 118 Galerien aus 27 Ländern mit Schwerpunkt auf zentral- und osteuropäische Kunst teilnehmen, weiter.

Mit ihren kurzen, weißblonden Haaren, auffälliger, oft selbst gemachter Kleidung, ihrem bescheidenen Auftreten und ihrer Reiselust wurde sie zu einer charismatischen Botschafterin der Kunststadt Wien. Vor wenigen Tagen wählte das Kunstmagazin „Apollo“ sie unter die wichtigsten 40 Figuren unter 40 des Kunstbetriebs. Ihr Weggang ist ein Verlust und eine Lebensabschnitts-Heimat mehr im nicht unspannenden Lebenslauf der Kunstmarktspezialistin: 1983 wurde sie als Tochter von Russlanddeutschen im kasachischen Exil geboren. Mit acht wanderte sie mit ihrer Familie nach Deutschland aus, studierte Wirtschaft, in England dann auch Kunst. 2009 bis 2012 leitete sie die Art Moscow, kuratierte daneben u. a. bei der 53. Biennale Venedig. Die wirtschaftliche Seite der Kunst fasziniert sie, ist ihr aber nicht genug. In den vergangenen Jahren begann sie, bei Kunstmessen, die sie sowieso besuchen musste, bei Künstler-Performances mitzumachen, erzählte sie der „Presse“. Ohne dass das vielen auffiel. Aber zu spüren war es. (sp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2018)

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