Ein Bitcoin-Krimi, made in Austria

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Es ist ein gewaltiger Wirtschafts–Kriminalfall mit Epizentrum in Österreich. Bei Optioment könnten mehr als 100 Millionen gestohlen worden sein. Jetzt haben die Ermittler einen Tiroler Unternehmer im Visier. Der ist aber in der Türkei.

Wien. Es beginnt mit einer Bemerkung, sie klingt wie eine Gefälligkeit: „Bitcoin? Ich kenn da wen, der dich wo reinbringen kann.“ Es folgt die Einladung. Zur Massenveranstaltung. 700 Leute im Saal. Alle wollen nur eines: Geld verdienen. Mit Bitcoin. Die Kryptowährung war 2017 ständig in den Medien. Kaum jemand kennt sich damit aus. Egal. Dafür gibt es „Experten“, die „drei Musketiere“, die auf der Bühne stehen und das System Optioment als Cash Cow anpreisen. Wer Bitcoins kauft, soll sie dorthin schicken und Zinsen kassieren. Sie versprechen extreme Renditen: bis zu vier Prozent. Pro Woche.

Ihr angebliches Geheimnis? Ein Roboter, der automatische Gewinne an den Kryptobörsen einfährt – unter Aufsicht des mysteriösen Traders Lucas M. und seines Kollegen Alex P. Nach diesen suchen nun die Ermittler in ganz Europa. Vergeblich. In Österreich hat die Staatsanwaltschaft jetzt einen Unternehmer aus Tirol im Visier, den sie neben M. und P. als Gründer von Optioment sieht. Das Problem: Der ist zwar namentlich bekannt, weilt aber im Ausland.

Der Fall

Tausende Anleger sind auf die Optioment-Masche hereingefallen. Die meisten stammen aus Österreich. Betroffene erzählen von Bankern, die selbst investiert waren. Von Beamten, Polizisten und berühmten Rappern. Manche haben sich auf den Events gefühlt „wie bei einer Sekte“, berichten sie. Viele haben ihr Erspartes in Optioment gesteckt: 10.000, 50.000 Euro. Manchmal sollen Millionen geflossen sein. Nach dem Anstieg der Bitcoin-Preise Ende 2017 ist das System Optioment zusammengebrochen. Bis zu 12.000 Bitcoin im Gegenwert von mehr als 100 Millionen Euro könnten verschwunden sein. Aus Optioment ist der größte Bitcoin-Kriminalfall geworden, den Europa bisher gesehen hat. Das Zentrum: Österreich.

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