Mangelberufe: Öffnung für EU-Drittstaaten

Regierung schiebt Lehrlinge ab, öffnet aber Arbeitsmarkt.

Wien. Die Bundesregierung erfüllt der Wirtschaft zwei Wünsche: Sie regionalisiert die Liste für Mangelberufe und vereinfacht den Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Card. Dass gestern, Mittwoch, auch bekannt wurde, dass Lehrlinge mit negativem Asylbescheid doch zeitnah abgeschoben werden sollen (siehe Artikel S.9), stört allerdings die Wirtschaftstreibenden – und führt zu Zwist mit der FPÖ.

Gestern haben das Wirtschafts- und das Sozialministerium in einem Ministerratsvortrag ihre Joboffensive konkretisiert, dank der 100.000 Jobsuchende einen Arbeitsplatz finden sollen. Die Mangelberufsliste des Sozialministeriums soll regionalisiert werden. Sie definiert Berufe, in denen Menschen aus Ländern außerhalb der EU legal in Österreich arbeiten dürfen. Beispielsweise sollen Betriebe in Westösterreich so Köche aus EU-Drittstaaten rekrutieren können, obwohl es genügend arbeitslose Köche in Wien gibt. Die Umstellung soll mit der nächsten Novelle der Liste erfolgen, die mit 1. Jänner 2019 in Kraft tritt.

Außerdem sollen bis Ende des Jahres Ergebnisse vorliegen, wie die bürokratischen Hürden bei der Rot-Weiß-Rot-Card umschifft werden. So soll der Nachweis einer Unterkunft bei der Antragstellung wegfallen und die Systematik des Punkteschemas (z. B. weniger starke Gewichtung auf das Alter) überarbeitet werden.

Dafür gab es sofort Lob aus der Industrie und dem Tourismus. Wenig Freude herrschte hingegen bei Karl Baron, Präsident der Freiheitlichen Wirtschaft. Er kritisiert Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer scharf wegen dessen Forderung nach einem qualifizierten Fachkräftezuzug. Er frage sich, ob Mahrer von der ÖVP zur SPÖ gewechselt sei. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2018)

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