Investmenttrend

Hype um Studentenheim

Musterwohnung im The Fizz Wien Hauptbahnhof
Musterwohnung im The Fizz Wien HauptbahnhofInternational Campus AG
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Studentisches Wohnen erfreut sich bei Investoren zunehmender Beliebtheit. Gleiches gilt für andere Formen kurzfristigen Wohnens. Aber auch Ärztezentren stoßen auf Interesse.

Gewerbeimmobilien sind nicht länger der Star unter den Immobilieninvestments? Kann man so sehen: „In den vergangenen Jahren ist der Trend in Richtung Wohnimmobilien gegangen“, sagt Dietmar Steger, Leiter Investmentabteilung bei Colliers International. Institutionelle Investoren setzen dabei allerdings nicht nur auf (Vorsorge-)Wohnungen, sondern schätzen durchaus auch andere Wohnformen. „Dazu gehören Studentenheime genauso wie Serviced Apartments, Kurzzeitappartements oder Wohnungen für Young Professionals, die nur für bestimmte Zeit in Österreich sind“, weiß Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting.

Trend aus Deutschland

Dabei erliegen nicht nur heimische Investoren dem Flair studentischen oder kurzzeitigen Wohnens – also von Appartements, die, meist voll ausgestattet beziehungsweise den jeweiligen Bedürfnissen angepasst, nur noch bezogen werden müssen. „In dieser Assetklasse sind vor allem deutsche sowie angelsächsische institutionelle Investoren, die zum Teil auch als Betreiber agieren, aktiv“, sagt Pöltl. Er hat 2017 den Verkauf des Studentenheims Linked Living mit 589 Apartments bei der WU Wien sowie jenen des Milestone Graz betreut: Ersteres wurde vom Luxemburger Immobilieninvestor Corestate Capital Holding an einen Spezialfonds, hinter dem die Bayrische Versorgungskammer steht, verkauft. Das Grazer Heim mit 378 Wohneinheiten ging an die Hamburger Fondsmanagementgesellschaft Union Investment.

Wiener Projekte

Anfang Mai dieses Jahres hat Union Investment darüber hinaus das beim Hauptbahnhof in Wien geplante Studentenwohnhaus The Fizz Wien Hauptbahnhof – schon vor dem Baustart – für ihren Spezialfonds Urban Living Nr. 1 erworben. Das Heim mit 195 Apartments wird in einem Jahr in Betrieb gehen. Ebenfalls noch vor beziehungsweise zu Baubeginn hat der deutsche Projektentwickler GBI das Projekt Smartments Student, auch beim Hauptbahnhof in Wien gelegen, an die Catella Real Estate AG verkauft. Corestate wiederum hat sich den dritten Turm des Projekts Triiiple in Erdberg, der ebenfalls Mikroapartments für Studenten und Young Professionals beinhalten wird, gesichert.

Aber nicht nur institutionelle Investoren, sondern auch kleinere Anleger sollen von dieser Assetklasse profitieren. Zumindest, wenn es nach Wolfgang P. Stabauer, Geschäftsführer der Öko-Wohnbau SAW GmbH, geht. In der Moserhofgasse in Graz soll gemeinsam mit Silver Living in Form eines Bauherrenmodells ein Campus für rund 220 Studenten entstehen. Die Fertigstellung ist für Herbst 2022 geplant.

Dass Investoren Studentenheime schätzen, liegt Steger zufolge unter anderem an der Stabilität dieser Assetklasse: „Der Aufwand fürs Assetmanagement ist geringer, da die Mietverträge mit den Betreibern auf 15 oder 20 Jahre abgeschlossen werden.“ Bei „normalen“ Wohnungen gebe es hingegen eine ständige Fluktuation. Darüber hinaus gibt es aufgrund der strengen Raumordnungsbestimmungen so gut wie keine Neubauten von großen Einkaufs- sowie Fachmarktzentren. Dementsprechend gering ist das Angebot für Investoren. „Derzeit sind wenig Große auf dem Markt. Wenn es Transaktionen gibt, handelt es sich eher um regionale Projekte mit einem Volumen zwischen 50 und 70 Millionen Euro“, sagt Steger, der die Rendite von Studentenheimen und anderen Wohnimmobilien mit vier Prozent beziffert. Damit liege sie zwar nur wenig, aber dennoch über jener von Gewerbeimmobilien. So lässt sich mit Büros hierzulande eine Rendite von 3,5 bis 3,85 Prozent erzielen. Allerdings: Auch bei den Studentenwohnheimen entspricht das Angebot nicht der Nachfrage. „Vor allem im High-End-Bereich mit Lagen direkt am Unicampus oder in unmittelbarer Nähe zu Universität oder Fachhochschule wird das Angebot knapp“, berichtet Steger.

Zukunft: Gesundheit

„Immer mehr Investoren weichen daher auf alternative Investmentsegmente aus“, sagt Pöltl. Etwa auf Gesundheitsimmobilien wie zum Beispiel privat geführte Ärztehäuser, Gesundheitszentren oder Senioren- und Pflegeheime.

In Österreich steckten derartige Investitionen, anders als international, allerdings noch in den Kinderschuhen. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Ärztezentren und Gemeinschaftspraxen gibt es noch nicht so lang. Das muss sich erst sowohl von der Ärzte- als auch der Immobilienseite her einspielen“, erklärt Pöltl. Für Krankenhäuser, Kurheime und Ähnliches sei es als Investitionsprodukt daher noch zu früh. „Und so lange die öffentliche Hand die Gesundheitsversorgung in Österreich noch so dominiert, wird es damit auch dauern“, sagt Pöltl. Wie lang, wird sich zeigen.

AUF EINEN BLICK

Investitionen in Gesundheitseinrichtungen sind in Österreich zwar meist noch Zukunftsmusik, doch bei Studenten- und Seniorenheimen hat sich die Lage in kurzer Zeit stark gewandelt: Die ehemaligen Nischen haben sich zu neuen Trends entwickelt. Besonders beliebt sind voll oder teilweise ausgestattete Kurzzeitappartements, die sofort bezogen werden können und mit guter Infrastruktur sowie verkehrsgünstiger Lage aufwarten können – etwa Studentisches Wohnen.

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