Hunderte Festnahmen nach Arbeiterprotesten am Istanbuler Flughafen

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Die Arbeiter waren aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten.

Mit hunderten Festnahmen hat die türkische Polizei auf die Arbeiterproteste an der Baustelle für den neuen Istanbuler Großflughafen reagiert. Die Beamten nahmen in der Nacht zu Samstag nach Gewerkschaftsangaben rund 500 Menschen fest, die gegen die Arbeitsbedingungen protestiert hatten. Am Samstag löste die Polizei eine Solidaritäts-Kundgebung auf und nahm 20 weitere Menschen fest.

Der Flughafen ist ein Prestigeprojekt von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Am Freitag hatten die Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Arbeiter eingesetzt, die aus Protest gegen die gefährlichen Arbeitsbedingungen und ihre schlechte Wohnsituation in Streik getreten waren. Danach seien Protestteilnehmer massenweise festgenommen worden, teilte die Gewerkschaft DISK mit.

Die Betreibergesellschaft IGA teilte inzwischen mit, mit Vertretern der Arbeiter gesprochen zu haben. Sie sagte eine rasche Behebung von Missständen zu. Mehrere Dutzend Sicherheitskräfte riegelten das Baustellengelände am Samstag ab, es fuhren gepanzerte Fahrzeuge auf.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums starben bislang mindestens 27 Arbeiter auf der riesigen Baustelle, 13 der Todesfälle standen demnach in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Arbeit.

Unter den Festgenommenen am Samstag war AFP-Fotograf Bülent Kilic, der über die Protestkundgebung berichtet hatte. Nach rund zwei Stunden wurde er wieder freigelassen.

Die rund 35.000 Arbeiter stehen unter großem Druck, den Flughafen bis Ende Oktober fertigzustellen, wenn er offiziell in Betrieb gehen soll. Der noch namenlose Megaflughafen am Schwarzen Meer soll dann den weiter südlich an der Küste des Marmara-Meeres gelegenen Atatürk-Flughafen ersetzen.

Das neue Luftdrehkreuz gehört zu den ambitioniertesten Projekten von Präsident Erdogan. In der Anfangsphase sollen dort 90 Millionen Passagiere verkehren, doch soll ihre Zahl mittelfristig auf 150 Millionen steigen. Nach türkischen Angaben soll es der größte Flughafen de Welt werden.

Wegen der Zerstörung großer Waldgebiete im Norden der Bosporus-Metropole und der erwarteten Auswirkungen auf die Vogelzugrouten zwischen Europa und Asien wird das Megaprojekt von Umweltschützern kritisiert.

(APA/AFP)

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