Restaurant-Zwischenfall in Salisbury: Doch kein chemischer Kampfstoff

Polizist in Salisbury
Polizist in SalisburyREUTERS
  • Drucken

In der englischen Stadt Salisbury herrscht seit dem Fall Skripal erhöhte Wachsamkeit. Für die Erkrankung zweier Restaurantbesucher am Sonntag war allerdings nicht das Nervengift Nowitschok verantwortlich.

In der englischen Stadt Salisbury, in der der russische Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter mit einem Nervengas vergiftet worden waren, ist am Sonntag ein Restaurant nach einem "medizinischen Zwischenfall" abgesperrt worden. Auch umliegende Straßen wurden gesperrt. Es herrschte die Angst, dass erneut der chemische Kampfstoff Nowitschok eingesetzt wurde. Später gab es allerdings Entwarnung.

Die Polizei in Wiltshire hat in der Nacht zu Montag ausgeschlossen, dass der beim Anschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter verwendete chemische Kampfstoff für das Unwohlsein der Restaurantbesucher verantwortlich war. "Wir können jetzt bestätigen, dass nichts darauf hinweist, dass Nowitschok die Substanz ist", heißt es in einer Mitteilung. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist noch unklar, ob ein Verbrechen begangen wurde, die Recherchen gehen weiter." Die Restaurantbesucher blieben zunächst zur Kontrolle in einem Krankenhaus.

Schwere diplomatische Krise

In Salisbury herrscht seit dem Fall Skripal erhöhte Wachsamkeit. Vater und Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt entdeckt worden. Sie mussten wochenlang intensiv behandelt werden und entkamen nur knapp dem Tod. London macht den Kreml für das Attentat verantwortlich und präsentierte zwei Russen als Täter. Moskau bestreitet die Vorwürfe. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

Im Juni fand dann ein Paar in der Stadt zufällig ein Parfümfläschchen, das offensichtlich benutzt worden war, Nowitschok zu lagern. Die Frau starb, der Mann wurde im Juli aus dem Krankenhaus entlassen. Anfang September hatten britische Ermittler erklärt, sie gingen davon aus, dass russische Geheimdienstmitarbeiter verantwortlich seien, den Kampfstoff nach Salisbury gebracht zu haben. Die beiden Verdächtigen wurden identifiziert, erklärten jedoch, sie seien als Touristen in die Stadt gereist. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, die beiden seien lediglich Zivilisten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das von den britischen Behörden veröffentlichte Foto der Verdächtigen.
Außenpolitik

Verdächtigte im Fall Skripal wollen als Touristen eingereist sein

Freunde hätten ihnen empfohlen, "die wunderschöne Stadt" Salisbury zu besuchen, sagten die beiden Russen in einem Interview mit dem kremlnahen Sender RT.
Außenpolitik

Putin: Verdächtige im Fall Skripal gefunden - "gewöhnliche Zivilisten"

Großbritannien wähnt die beiden Russen hinter dem Giftanschlag auf Ex-Doppelagent Skripal. Putin sagt dagegen, sie seien Zivilisten und hätten nichts Kriminelles oder Außergewöhnliches an sich.
Mutmaßliche Täter von Salisbury. Moskau will erst ermitteln, wenn es in die Untersuchungen einbezogen wird.
Weltjournal

Agenten in Jeans und Turnschuhen

Moskau bestreitet weiter eine Verwicklung des Kreml in die Giftattacke. Spione des Militärgeheimdienstes GRU mischen vor allem in internationalen Konflikten immer wieder mit.
Die mutmaßlichen Giftattentäter aus Russland
Außenpolitik

Fall Skripal: Neue britische Behauptungen finden Unterstützer

Deutschland, Frankreich, Kanada und die USA teilen die britische Einschätzung, zwei russische Spione hätten den Giftanschlag in Südengland im Frühjahr ausgeführt.
Archivbild: Ermittler in einem Park in Salisbury
Außenpolitik

London macht Putin persönlich für Nowitschok-Anschlag verantwortlich

Die Verantwortung für den Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal liege "letzten Endes" bei Putin, weil seine Regierung "den Militärgeheimdienst kontrolliert, finanziert und steuert", sagt der britische Staatssekretär.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.