Über sechs Schubhäftlinge, die in der Nacht auf Samstag im Wiener Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel Feuer gelegt haben sollen, wurde die Untersuchungshaft verhängt.
Sechs Schubhäftlinge, die in der Nacht auf Samstag in ihrer Zelle im Wiener Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Hernalser Gürtel Feuer gelegt und dabei schwere Verletzungen davongetragen haben, werden wegen versuchten Mordes und vorsätzlicher Gemeingefährdung angezeigt. Das sagte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, am Montag.
Als Begründung für die Untersuchung wegen versuchten Mordes gab Bussek an, dass zumindest ein bedingter Vorsatz angenommen werden könne. Vier der sechs beteiligten Schubhäftlinge - fünf Afghanen und ein Iraner - sind bereits in der Justizanstalt Josefstadt. Zwei liegen weiter im Krankenhaus. Noch am Sonntag hat ein Journalrichter über alle sechs Verdächtiugen die Untersuchungshaft verhängt.
Häftlinge wollten Zeichen setzen
Ein 31-Jähriger wurde bisher als einziger der Verdächtigen teilweise befragt. Er gab an, die Zelleninsassen wollten ein Zeichen setzen. Der am Freitag gegen 22.30 Uhr ausgebrochene Brand in einer Zelle im ersten Stock des PAZ hatte einen Großeinsatz von Polizei, Berufsfeuerwehr und Berufsrettung ausgelöst. Die sechs Männer im Alter von 18 bis 33 hatten auf einem DIN-A5-Zettel eine Art Erklärung auf Deutsch verfasst. Sie beklagten ihre Perspektivlosigkeit wegen der drohenden Abschiebung.
Die Ermittler fanden den stark verkohlten Zettel bei einer ersten Begehung nach dem Feuer und dachten zunächst an einen Abschiedsbrief. Die Suizidtheorie wurde jedoch nach der Befragung des Häftlings unwahrscheinlich. Er gab an, sie hätten ein Zeichen des Protests setzen wollen. Sie zündeten Matratzen und Bettzeug an und zogen sich dann ins Badezimmer zurück, wo sie den Türschlitz mit einem Fetzen abzudichten versuchten.
(APA)