„Traviata“: Wichtig ist, wie, nicht wo Violetta stirbt . . .

(c) Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Die Staatsopern-Inszenierung von Verdis „Traviata“ ist unbeliebt, lässt sich aber doch stimmig beleben.

Eine neue Violetta für die Wiener Staatsoper: Albina Shagimuratova hat Verdis Primadonnen-Figur bereits in aller Welt gesungen und hymnische Kritiken geerntet. Nun also im Haus am Ring, an der Seite von Pavol Breslik und Simon Keenlyside in einer von Evelino Pidò dirigierten Repertoireaufführung. Die Inszenierung Jean-François Sivadiers aus Aix-en-Provence stellt die Protagonisten vor keineswegs alltägliche Herausforderungen. Statt der gewohnten Belle-?poque-Kulisse ein kahler Lagerraum, nur von Vorhängen und ein wenig Mobiliar gegliedert. Da bleibt es beim Orchester, Stimmung zu erzeugen, und bei der Personenführung, die Handlung anrührend zu erzählen. Das gelang im Falle der 57. Aufführung der Produktion bestens.

Shagimuratovas Sopran ist von stupender Wandlungsfähigkeit. Allein ihre Gestaltung des dritten Akts macht den bemerkenswerten Reichtum vokaler Gestaltungskunst deutlich: Fahl, fast tonlos verwandeln die einleitenden Takte den körperlichen Verfall Violettas in Klang. Der Jubel, der Silberglanz, den der Sopran bei der Wiederbegegnung mit dem Geliebten gewinnt, wächst aus einem hoffnungsvollen Crescendo stimmlicher Koloristik. Dabei führt Shagimuratova ihre Stimme in beispielhaft belcantesker Linie, ganz abgestimmt auf die durchaus dezente Tongebung von Vater und Sohn Germont: Sowohl Breslik als auch Keenlyside sind Stilisten, die jeglichem Stimmprotzertum abhold sind.

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