Bundesliga: Das Hütteldorfer Pulverfass

In der Schlussphase gingen die Emotionen hoch, im Bild Andrija Pavlović (l.) gegen Christoph Monschein.
In der Schlussphase gingen die Emotionen hoch, im Bild Andrija Pavlović (l.) gegen Christoph Monschein.(c) APA/HERBERT P. OCZERET
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Austria feierte den 1:0-Sieg im 327. Derby als „verdient“. Rapid hat längst nicht mehr nur sportlich zu kämpfen, auch abseits des Rasens brodelt es.

Wien. Chancen auf beiden Seiten, intensive Zweikämpfe, große Emotionen und unschöne Szenen nach dem Abpfiff bot das 327. Wiener Derby, das am Sonntag mit einem 1:0-Sieg der Austria bei Rapid endete – der erste violette Auswärtserfolg in dieser Saison. Von einem „verdienten Sieg“ sprach Austria-Coach Thomas Letsch und lobte eine sehr gute Leistung, „vor allem, was Willen, Leidenschaft und Kampf anbelangt“. Das Goldtor erzielte Alexander Grünwald mit einem schönen Schlenzer von der Strafraumgrenze. „Es war ein schönes und wichtiges Tor. Der Tormann hat den Ball spät gesehen“, meinte der Austria-Kapitän.

Die Hütteldorfer blieben auch im fünften Anlauf ohne Derby-Sieg im neuen Allianz-Stadion und haben nach dem Rückfall auf Tabellenrang sieben vor den wichtigen Spielen gegen Spartak Moskau in der Europa League am Donnerstag und dem Schlager bei Salzburg am Sonntag mit Problemen an mehreren Fronten zu kämpfen.

Rapid fehlt ein Torjäger

„Wir waren in der ersten Hälfte klar überlegen und siebenmal gefährlich vor dem Tor, da kann man zwei Ligaspiele gewinnen“, haderte Rapid-Trainer Goran Djuricin. Fakt ist: Seit dem Abgang von Robert Berić 2015 ist Rapid ohne Goalgetter, der Slowene erzielte damals 30 Tore in 38 Spielen. Weder Matej Jelić oder Joelinton in der Vergangenheit noch aktuell Veton Berisha, Andrei Ivan oder Deni Alar haben vor dem gegnerischen Tor die nötige Kaltschnäuzigkeit. Die bei Sturm unter Beweis gestellten Qualitäten (36 Treffer in 70 Partien) von Rückkehrer Alar kommen im Rapid-System nicht zur Geltung – nach den ersten fünf Jahren im grün-weißen Trikot keineswegs eine Überraschung. Letzte Hoffnung ist Sommer-Neuzugang Andrija Pavlović, der nach Verletzung im Derby sein Debüt gegeben hat. Mentale Verunsicherung mag inzwischen zwar eine Rolle spielen, der Stürmer-Durchfluss deutet aber auch auf unzureichendes Scouting hin.

Die zwei grün-weißen Gesichter

„In der zweiten Halbzeit waren wir nur durchschnittlich. Es zieht sich durch, dass wir nur 45 Minuten eine gute Leistung bieten. Wir müssen das ausdehnen“, hielt Rapid-Kapitän Stefan Schwab den neuerlichen Leistungsabfall im Spiel fest. Wie gegen die Austria scheint jedes Gegentor die Mannschaft derzeit wie ein Nackenschlag zu treffen, hinzu kommt teils eine unerklärliche Lethargie, auch bei Führungen. „Die zweite Hälfte war nicht mehr gut von uns, wir hatten viele Fehler im Spielaufbau“, erklärte Djuricin. Auffällig ist jedoch, dass der Rapid-Trainer den wiederkehrenden Einbrüchen weder mit Wechseln noch Taktikänderungen gegenzusteuern vermag, obwohl er diese in Interviews mehrfach kritisiert hat.

Unruhe und unbelehrbare Fans

Seit Wochen machen Fangruppen im „Block West“ ihren Unmut über Goran Djuricin kund, fordern immer wieder lautstark seine Ablöse – selbst während die Mannschaft auf dem Rasen gerade den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase fixiert. Das sorgt für Unruhe im ganzen Verein, zumal die Rückendeckung von Klubseite mit Ausnahme von Sportchef Fredy Bickel vergleichsweise zurückhaltend wirkt.
Nach dem Abpfiff stürmten rund 30 teils vermummte Rapid-Anhänger den Rasen und in Richtung Austria-Sektor. Später wurden bei Scharmützeln mit der Polizei vor dem Stadion zwei Beamte schwer verletzt. Es gab zwei Festnahmen, Strafen und Stadionverbote für die Unbelehrbaren sind ein Muss.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob Rapid-Ersatzkeeper Tobias Knoflach, der erst beim Tumult mitmischte und nach der Partie Austria-Torwart Patrick Pentz „nicht so schöne Sachen“ mitteilte, die richtige Vorbildwirkung hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2018)

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