Kolumne "Führungsfehler". Es war der Lieblingsspruch der Chefin. Alles wollte sie in ihrer Werbeagentur automatisieren. Weil sie auf Personaleinsparungen aus war.
Sie startete mit der Rechnungslegung. Man musste nur mehr auf „Rechnung erstellen“ klicken und schon war die Rechnung ausgeworfen.
Was der Computer nicht wusste: Die Agentur hatte eine Menge individueller Dienstleistungen, die manuell eingeben werden mussten. Was nicht eingegeben war, wurde nicht fakturiert. So entging der Agentur eine Menge Umsatz.
Als nächstes stellte die Chefin den Mahnlauf um. Wer nicht zahlte, bekam automatisch einen Mahnbrief. Hier begann der Ärger. Die Kundenbetreuer hatten Rechnungen zurückgehalten, die sie manuell ergänzen wollten. Der Computer wusste das nicht und mahnte. Der Kunde aber hatte keine Rechnung erhalten und ärgerte sich.
Es gab noch eine zweite Schwachstelle: Eine der beiden Teilzeit-Buchhalterinnen war gekündigt worden (weil man ja jetzt automatisierte). Die zweite kam mit dem Buchen nicht nach, war krank oder auf Urlaub – und das System mahnte, selbst wenn viele Zahlungen längst am Konto und bloß noch nicht verbucht waren.
Am Ende hatte die Chefin ihre Personaleinsparungen realisiert. Dafür waren ihr aber 1) ein paar Kunden und 2) ein paar vom Chaos genervte Mitarbeiter abgesprungen.
Es war ein Null-Summen-Spiel.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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