Nestle will die Hautpflege-Sparte loswerden

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Nahrungsmittelriese Nestle setzt 2,7 Milliarden Franken mit Hautgesundheit um. Der Bereich könnte für sieben bis acht Milliarden Franken verkauft werden.

Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller Nestle will sich von einem weiteren Sorgenkind trennen. Der Schweizer Konzern kündigte am Donnerstag an, die strategischen Optionen für das Hautgesundheitsgeschäft Nestle Skin Health zu prüfen. Der für Marken wie Maggi, KitKat oder Nescafe bekannte Konzern will bis Mitte 2019 entscheiden, was mit der Sparte passieren soll. Analysten gehen von einem Verkauf aus und schätzen den Wert des Geschäfts auf rund sieben bis acht Milliarden Franken. Der Bereich, der neben Hauptpflegeprodukten auch Mittel gegen Akne und Hautkrebs herstellt, kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Franken. Nestle erwirtschaftete insgesamt einen Umsatz von knapp 90 Milliarden Franken.

Seit seinem Amtsantritt Anfang 2017 ist Konzernchef Mark Schneider dabei, das Unternehmen aus Vevey am Genfersee auf Wachstum zu trimmen. Im ersten Halbjahr trug dieser Umbau bereits erste Früchte: Das organische Wachstum lag bei 2,8 Prozent und damit über dem Niveau des Jahres 2017. Doch damit ist der Deutsch-Amerikaner noch nicht zufrieden. Druck kommt auch vom aktivistischen Investor Third Point, der schnellere und schärfere Schritte fordert. Nestle will nun verstärkt auf das Geschäft mit Nahrungsmitteln, Getränken und medizinischer Ernährung setzen.

Das Hautgesundheitsgeschäft passt nicht in dieses Raster. Das zukünftige Wachstumspotenzial des Bereichs mit mehr als 5000 Mitarbeitern liege zunehmend außerhalb der strategischen Stoßrichtung von Nestle. "Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zu prüfen, welches die beste Eigentümerstruktur für Nestle Skin Health ist, unter der das Unternehmen weiterhin florieren kann", sagte Schneider, der den Bereich zuletzt einem Sanierungsprogramm unterzogen hatte.

Nestle investierte in den vergangenen Jahren kräftig in Hautgesundheit, unter anderem mit einem milliardenschweren Zukauf von L'Oreal. Doch die neugeschaffene Sparte entwickelte sich schlechter als erhofft, Nestle musste einen Teil der Übernahmepreise und auch der Lagerbestände abschreiben. "Nestle wurde mit diesem Bereich in den vergangenen Jahren nie glücklich", urteilte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Nun verabschiede sich der Konzern voraussichtlich vom "Hautpflegeabenteuer". Die Analysten von Jefferies beurteilten die Ankündigung als "Symbol der Bereitschaft, heilige Kühe zu schlachten, um den Aktionärswert zu steigern." Experten zufolge kommen vor allem L'Oreal oder Finanzinvestoren als mögliche Käufer in Frage.

Die Analysten rechnen mit weiteren Bereichsverkäufen. Bisher hatte sich der Konzern etwa vom US-Süßigkeitengeschäft und dem Gerber-Life-Insurance-Geschäft getrennt. Parallel dazu hat Schneider aber auch eine ganze Reihe zugekauft, darunter etwa das Einzelhandelsgeschäft des US-Kaffee-Spezialisten Starbucks. Zudem gehört Nestle zu den Interessenten für die indische Malzgetränke-Sparte von GlaxoSmithKline (GSK). 

(Reuters)

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