"Große Ehre": SPÖ-Präsidium designiert Rendi-Wagner als Parteichefin

Pamela Rendi-Wagner
Pamela Rendi-Wagner APA/HERBERT PFARRHOFER
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Die SPÖ hat sich festgelegt: Das rote Präsidium hat Pamela Rendi-Wagner als neue Parteichefin designiert. Am Dienstag wird ihre Nominierung offiziell fixiert - und die Medizinerin selbst vor die Medien treten. Noch-Chef Christian Kern streut ihr Rosen.

Die SPÖ hat sich festgelegt: Am Samstagvormittag kam das rote Präsidium im Wiener Rathaus zusammen, um Pamela Rendi-Wagner zur neuen Parteivorsitzenden zu designieren. Am Dienstag wird die Nominierung der 47-Jährigen Medizinerin dann durch den Parteivorstand perfekt gemacht - und Rendi-Wagner vor die Medien treten und ihre Pläne verkünden, wie Noch-Parteivorsitzender Christian Kern nach der knapp zweistündigen Sitzung am Samstag betonte.

Weiters hielt Kern fest, der am Dienstag seinen Rückzug als Parteichef angekündigt und zugleich betont hat, bei der Europawahl im Mai 2019 als roter Spitzenkandidat ins Rennen gehen zu wollen: "Pamela Rendi-Wagner ist tatsächlich die erste Wahl des Präsidiums."

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Spekulationen, die es in den vergangenen Tagen in den Medien gegeben habe, wonach es einen Reigen an Absagen gegeben haben soll, darunter von der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures oder dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, bestritt Kern: "Diese Diskussion habe ich nicht nachvollziehen können", das sei "absurd" gewesen. Fragen, wie es personell weitergehen solle, beantwortete Kern vage: "Pamela Rendi-Wagner wird vollumfänglich ihr eigenes Team aussuchen." Wann Kern den Vorsitz im Parlamentsklub an Rendi-Wagner abgeben wird, ließ er ebenfalls offen: "Das muss sie sagen, wie sie das will."

Noch nicht entschieden ist weiters, ob Kern seinen Sitz im Nationalrat bis zur Europawahl behält. Schließlich ließ es der scheidende Parteichef auch offen, ob er ein Mandat im EU-Parlament annehmen wird, sollte er nicht als Spitzenkandidat der Europäischen Sozialdemokraten aufgestellt werden. Das werde man nach dem Urnengang sehen.

Neues Team?

Rendi-Wagner trat am Samstag nicht vor die Medien. Vor Beginn des Präsidiums gab sie aber ein kurzes Statement ab: Es sei eine "große Ehre vorgeschlagen zu werden", sagte sie beim Eintreffen im Wiener Rathaus. Ob sie personelle Änderungen in der Partei plant ließ sie offen. Wohl aber räumte sie "turbulente" Tage ein, die die Partei zuletzt erlebt habe. Umso wichtiger sei es gewesen, rasch und gemeinsam die Frage des Parteivorsitzes zu klären.

Von den meisten Präsidiumsmitgliedern gab es schon am Samstag Vorschusslorbeeren. Der niederösterreichische Parteivorsitzende Franz Schnabl sprach von einer "sehr gute Lösung", Vorarlbergs neuer Landeschef Martin Staudinger nannte Rendi-Wagner eine "tolle Frau" und Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek freute sich "total", dass erstmals in 130 Jahren Sozialdemokratie eine weibliche Vorsitzende das Ruder übernimmt.

Doskozil macht Rendi-Wagner die Mauer

Eine Warnung kam von Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Sie appellierte an die Partei, sich nicht nur heute hinter die neue Vorsitzende zu stellen, sondern auch in Zukunft geschlossen hinter ihr zu stehen. Wirkliche Skepsis äußerte zumindest vorerst niemand. Einzig der geschäftsführende Klubobmann Andreas Schieder bedauerte, dass durch die rasche Entscheidung die Diskussion über diese Personalie sehr kurz verlaufen sei.

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Im Burgenland galt Rendi-Wagner nicht unbedingt als Wunschkandidatin. Am Samstag machte ihr aber Landeschef Hans Peter Doskozil die Mauer. "Könnte sie Opposition nicht, würden wir sie nicht heute zur Parteivorsitzenden designieren", meinte er auf entsprechende Fragen. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sagte, man werde in der Praxis sehen, ob Rendi-Wagner den Vorsitz gut bewältigt. Er gehe aber davon aus, dass die Fähigkeiten dazu habe.

Der steirische Landesvorsitzende Michael Schickhofer konzedierte, dass Rendi-Wagner als Quereinsteigerin sich sicher einarbeiten werde müssen. Da brauche sie die Unterstützung der ganzen Partei. Dass jemand, der erst seit eineinhalb Jahren SPÖ-Mitglied ist, schon Chefin werden kann, ist für Schickhofer ein "schönes Signal".

Erste SPÖ-Bundesparteivorsitzende

Mit Pamela Rendi-Wagner bekommt die SPÖ - im 130. Jahr ihres Bestehens - ihre erste Bundesparteivorsitzende. Die quer eingestiegene Ärztin, die erst eineinhalb Jahre lang Parteimitglied ist, ist die zwölfte Parteivorsitzende seit Gründung der Partei Ende 1888/Anfang 1889.

Christian Kern geht dagegen nicht nur als kürzest amtierender Bundeskanzler, sondern auch als kürzest dienender SPÖ-Parteivorsitzender in die Annalen ein. 882 Tage bzw. zwei Jahre und fünf Monate war er dann Parteichef - und führte so als einziger die SPÖ keine 1000 Tage lang.

Den Amtszeitrekord der Zweiten Republik - nämlich 16,75 Jahre (6112 Tage) - hält Bruno Kreisky, der der SPÖ 1970 erstmals Platz eins bei Nationalratswahlen und den Kanzlerposten beschert hatte. Noch wesentlich länger waren die beiden ersten SPÖ-Vorsitzenden im Amt: Gründer Victor Adler blieb vom Gründungsparteitag 1888/1889 in Hainfeld bis zu seinem Tod am 11. November 1918 fast 30 Jahre lang an der Parteispitze. Danach übernahm Karl Seitz die Parteiführung und übergab sie formal erst zur Wiedergründung der Partei 1945 an Adolf Schärf.

Die durchschnittliche Amtszeit der elf SPÖ-Chefs seit 1945 betrug - den frühen Abgang Kerns eingerechnet - etwas über acht Jahre.

(hell/APA)

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