„Wir haben uns für unsere Eltern geschämt“

Ruth Beckermann: „Meine Mutter sagte immer, wir sollten bloß keinen Österreicher heiraten.“
Ruth Beckermann: „Meine Mutter sagte immer, wir sollten bloß keinen Österreicher heiraten.“(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der neue Dokumentarfilm von Ruth Beckermann, „Waldheims Walzer“, kommt in die Kinos. Die österreichische Künstlerin tat 1986 alles, um seine Wahl zum Bundespräsidenten zu verhindern. Heute findet sie, dass er „ganz wichtig“ für unser Land war.

Sie haben zu Wien eine ambivalente Beziehung. Wieso?

Ruth Beckermann:
Das hat viel mit meiner Großmutter, aber auch mit meinen Eltern zu tun. Meine Oma Rosa hat hier in Wien als Jüdin den Krieg überlebt. Ihre fünf Kinder hat sie noch aus Wien hinaus nach Palästina gebracht, sie selbst blieb aber hier.

Warum?

Sie hat gehofft, noch von ihrem Mann zu hören, der bald nach Kriegsbeginn deportiert worden war. Sie blieb aber auch, nachdem sie schon seine Urne aus Buchenwald bekommen hatte. Als sie nach Theresienstadt gehen sollte, hat sie den Judenstern heruntergenommen und wurde zum U-Boot. Sie hat sich als Bäuerin verkleidet und stumm gestellt. Sie sprach nämlich Jiddisch, das hätte sie verraten.
Noch heute beschäftigt mich sehr, warum sie sich so entschieden hat und hier blieb. Denn alle Leute um sie herum sind nach Theresienstadt gegangen. Sie dachten, das sei nicht so schlimm. Jedenfalls ist sie ein Grund meiner gespaltenen Haltung zu Wien. Denn einerseits wurde sie hier verfolgt, andererseits gab es mindestens drei Menschen, die ihr geholfen haben, zu überleben.

Wie präsent war das Thema Holocaust in Ihrem Elternhaus in Ihrer Kindheit?

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