Austria und Rapid: Ein Wiener Armutszeugnis

Rapid  hat auf Leader Salzburg 15 Punkte Rückstand.
Rapid hat auf Leader Salzburg 15 Punkte Rückstand.(c) GEPA pictures
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Tabellenführer und Meister Salzburg bleibt für die Großklubs aus der Bundeshauptstadt unantastbar, weil die einzige Konstante im Spiel von Rapid und Austria die Inkonstanz ist.

Wien. Acht Runden sind in der österreichischen Bundesliga erst gespielt, der nächste Salzburger Alleingang zum sechsten Meistertitel in Folge scheint aber bereits vorgezeichnet. Ohne Punktverlust thront die Mannschaft von Marco Rose an der Spitze der Tabelle, in wirklicher Schlagdistanz ist selbst der Lask als erster Verfolger mit fünf Punkten Rückstand nicht mehr. Die Konkurrenz sehnt schon jetzt die Punkteteilung nach der 22. Runde herbei, an den Kräfteverhältnissen dürfte der neue Modus jedoch nichts ändern.

Vor allem die Wiener Großklubs hinken den Erwartungen, wieder einmal, erschreckend weit hinterher. Die Austria hat als Tabellenfünfter bereits elf Punkte Rückstand auf Leader Salzburg, Rapid als Siebenter eigentlich unglaubliche 15. Die Hütteldorfer befinden sich aktuell sogar unter dem Strich, also nicht unter den Top sechs, die nach 22 Runden in der sogenannten Meistergruppe untereinander weiterspielen. Zwar bietet der gegenwärtige Blick auf die Tabelle nur eine Momentaufnahme, aus Sicht der Hauptstadtklubs ist diese jedoch alarmierend und frustrierend zugleich.

Wenn Klubs wie der Lask, St. Pölten und Wolfsberg mehr Punkte auf dem Konto haben, dann läuft gehörig viel schief in der grün-weißen und violetten Welt. Rapid und Austria, dieser Anspruch darf ohne Widerrede an die beiden Vereine gestellt werden, müssen allein aufgrund ihrer budgetären Möglichkeiten neben Sturm Graz ihrer Rolle als Salzburg-Jäger verstärkt nachkommen. Doch die einzige Konstante im Spiel zwischen Favoriten und Hütteldorf ist die Inkonstanz.

Wie ist es sonst zu erklären, dass die Austria sieben Tage nach dem Derbysieg, der doch eigentlich Auftrieb geben sollte, völlig ideenlos mit 0:3 gegen den Lask untergeht und dabei in 90 Minuten nur drei Torschüsse abgibt? Wie ist es sonst zu erklären, dass Rapid nach dem 2:0-Heimsieg in der Europa League gegen Spartak Moskau, der doch eigentlich Auftrieb geben sollte, völlig mutlos und mit einer B-Elf in Salzburg antritt und in den ersten 45 Minuten nicht einmal im Ansatz offensiven Fußball praktiziert? Sowohl Rapid als auch Austria glauben, über eine qualitativ starke Mannschaft zu verfügen, doch gibt es auf beiden Seiten viel zu viele offensichtliche Schwachstellen, starke Alternativen auf der Bank fehlen ohnedies. Dass sich die Wiener allerdings gar nicht erst an Ligakrösus Salzburg zu orientieren versuchen (Rapid-Sportdirektor Bickel: „Die mit Abstand stärke Mannschaft Österreichs, wir hatten zu großen Respekt“), ist ein Armutszeugnis für den Fußball in der Bundeshauptstadt. In den vergangenen fünf Salzburger Meistersaisonen bildeten Rapid und Austria nur in der Spielzeit 2015/2016 mit den Plätzen zwei und drei die unmittelbare Gefolgschaft der „Bullen“.

Klubs wie Fans leben in der Vergangenheit, schmücken sich nur allzu gern mit Erfolgen, deren Erinnerungen im Schatten der Gegenwart zunehmend verblassen. Rapid adelt sich als Rekordmeister, stand in den vergangenen 22 (!) Jahren allerdings nur zwei Mal auf Platz eins, zuletzt unter Trainer Peter Pacult 2008. Seitdem wartet man im Westen Wiens vergeblich auf einen Titel, weil der Cup seit 1995 kein Glück gebracht hat. Und die Austria? Sie zelebrierte ihre bislang letzte Sternstunde 2013, als Peter Stöger kurzzeitig den Erfolg nach Favoriten brachte, der violette Rekordcupsieger in der Folgesaison sogar in der Champions League mitwirken durfte. Wie gesagt, alles bloß Erinnerungen.

Bundesliga 8. Runde

SP S U N TORE P
1. Salzburg 8 8 0 0 14 24
2. Lask 8 6 1 1 8 19
3. St. Pölten 8 5 2 1 7 17
4. WAC 8 4 2 2 7 14
5. Austria 8 4 1 3 1 13
6. Sturm Graz 8 3 3 2 0 12
7. Rapid 8 2 3 3 1 9
8. Admira 8 2 1 5 –8 7
9. Mattersburg 8 2 1 5 –11 7
10. Hartberg 8 2 0 6 –6 6
11. Innsbruck 8 2 0 6 –7 6
12. Altach 8 0 2 6 –6 2

ÖFB, 2. Runde (Auswahl, Mittwoch): Mattersburg – Rapid (18.30 Uhr, live, ORF eins), Stadl-Paura – Lask (19 Uhr), Schwaz – Salzburg (20.30 Uhr), Austria – Sturm (20.45 Uhr, live, ORF eins).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2018)

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