Stadtbild

40.000 Denkmäler sind genug. Oder doch nicht?

Erfolgreich adaptiert: Semperdepot, Wien Mariahilf.
Erfolgreich adaptiert: Semperdepot, Wien Mariahilf.(c) Wolfgang Freitag
  • Drucken

Warum der Tag des Denkmals am kommenden Sonntag auch ein Tag des schutzlosen Denkmals ist.

Vierzigtausend. Das ist keine Kleinigkeit. Fast vierzigtausend Denkmäler zählt das Denkmalverzeichnis des Bundesdenkmalamts, da sind die beweglichen noch gar nicht dabei. Vierzigtausend! Und dennoch nicht genug, meinen manche. Schließlich, selbst wenn's Kulturpessimisten gar nicht glauben wollen, wird ja zum einen weiterhin Erhaltenswertes produziert; zum anderen ward im Lauf der Jahrzehnte manches als erhaltenswert erkannt, das man ehedem keiner Denkmalrede wert befunden hätte.

In diese Kategorie zählen Zweckgebäude wie das Semperdepot, Wien Mariahilf. Als Kulissendepot für Burg und Oper errichtet, Anfang der 1950er seines Sinns verlustig gegangen, stand seine Existenz jahrzehntelang zur Disposition, selbst dann noch, als sein Wert seitens des Bundesdenkmalamts längst anerkannt war; heute leistet es, von Carl Pruscha klug adaptiert, als Atelierhaus für die Akademie der bildenden Künste brave Dienste – seit mehr als 20 Jahren.

Zugegeben, nicht jede Rettung wird so zur Erfolgsgeschichte. Und jeder präsumtive Retter ist aufgerufen, schon vor jedem Rettungsversuch sorgfältig abzuwägen, ob denn die Bedeutung eines Objekts tatsächlich einen so eklatanten Eingriff in Eigentumsrechte eines anderen legitimiert, wie ihn ein Denkmalschutzbescheid darstellt.

Dennoch: Wenn kommenden Sonntag der Tag des Denkmals mit einem reichhaltigen Programm (www. tagdesdenkmals.at) begangen wird, soll nicht vergessen sein, dass dies auch ein Tag des (noch) schutzlosen Denkmals ist. Und dass die Gruppe von Architekten und Architekturpublizisten, die sich unter dem Label „Bauten in Not“ genau dieser schutzlosen Denkmäler annehmen will, namentlich jener aus dem 20. Jahrhundert, noch einiges vor sich hat.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Am 30. September zu besichtigen: Schloss Lackenbach im Burgenland. Im Bild ein Zimmer im Gästehaus.
Wohnen

Denkmalschutz: Altes bewahren, für Neues offen sein

Wann wird ein Objekt unter Schutz gestellt? Warum? Fachdirektor Bernd Euler-Rolle erklärt anlässlich des Tags des Denkmals am 30. September Kriterien und Prozedere.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.