Ex-Bürgermeister erwägt Präsidentschaftskandidatur.
Wien/New York. Die UN-Hauptversammlung in New York ist der größte Jahrmarkt der Weltpolitik, und Staatsmänner wie Bill Clinton und Michael Bloomberg nutzen das Treffen der Staats- und Regierungschefs, um auf einer Nebenbühne für ihre Initiativen zu werben. Für das „Bloomberg Business Forum“ des New Yorker Milliardärs und Ex-Bürgermeisters haben Theresa May und Enrique Peña Nieto, Mexikos Präsident, heute ihr Kommen zugesagt. Danach ist Bloomberg neben Emmanuel Macron als Starredner des „One Planet Summit“ angesagt. „Nachdem wir morgens die Handelskriege gelöst haben, können wir am Abend den Klimawandel lösen“, scherzte der 76-Jährige. Zuvor hatte er Sebastian Kurz getroffen.
Ein Witzbold ist der Gründer der gleichnamigen Finanznachrichtenagentur indessen keineswegs, eher ein nüchterner Rechner, der allerdings engagiert für seine Leibthemen eintritt: für Umweltschutz, Freihandel, striktere Waffengesetze und Immigration – was ihn in vehemente Opposition zu US-Präsident Donald Trump bringt. „Nicht schon wieder ein alter, weißer Superreicher aus New York“, stöhnen derweil manche.
Ein Testlauf für 2020
Für die Kongresswahlen hat der Ex-Republikaner demokratischen Kandidaten 80 Millionen Dollar an Spenden in Aussicht gestellt, und er will selbst herumtouren. Es ist ein Testlauf für Bloombergs hochfliegende Ambitionen, eine Präsidentschaftskandidatur für die Demokraten im Jahr 2020. Mehrmals hat er bereits mit einer Bewerbung als Unabhängiger kokettiert, diese letztlich aber als chancenlos bewertet. An der Westküste, in Seattle und San Francisco, lotete er kürzlich die Stimmung aus und buhlte um Unterstützung demokratischer Prominenz wie Gouverneur Jerry Brown oder Nancy Pelosi, Fraktionschefin im Repräsentantenhaus. Bloomberg, ursprünglich ein Demokrat, positioniert sich in der Mitte, um sich vom linken Flügel abzugrenzen. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2018)