Ausgerechnet in der heißen Phase des Nationalratswahlkampfs 2017 schossen die Prognosen der Wirtschaftsforscher in die Höhe. Nun hat die Statistik Austria die Zahlen revidiert.
Wien. So eine starke Korrektur hat Österreich schon lange nicht gesehen. Am Dienstag revidierte die Statistik Austria die Wachstumszahlen für 2016 um mehr als 30 Prozent, jene für 2017 um knapp 15 Prozent. Ursprünglich hatten die Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo 2016 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 Prozent ausgewiesen. Für 2017 dann ein Wachstum von drei Prozent. Tatsächlich gab es den so suggerierten enormen Wirtschaftsaufschwung im Vorjahr aber nicht. In Wahrheit lag das Wachstum bereits 2016 bei zwei Prozent und stieg – noch immer durchaus beachtlich – ein Jahr danach auf 2,6 Prozent. Aber eben nicht auf drei Prozent. Wie konnte diese Fehlprognose passieren?
Die „Presse“ sprach mit Wifo-Experten Jürgen Bierbaumer-Polly. Dass die Wifo-Zahlen nun von der Statistik Austria abgeschwächt worden sind, kam „auch für uns überraschend“, sagte der Wirtschaftsforscher. Das Wifo habe offenbar die heimische Industrie positiver eingeschätzt als die nun vorliegenden Zahlen darlegen. Bei der Sachgüterproduktion (Herstellung von Waren) sah das Wifo im Vorjahr ein Wachstum von weit über sechs Prozent. Nun musste man die Zahl auf 4,8 Prozent zurücknehmen. Ob dies der alleinige Grund für die sehr augenscheinliche Fehlprognose sein kann. So mancher Beobachter hat seine Zweifel.