Schlechter Gag, Freiheit weg: Herbert Kickl in "Willkommen Österreich"

Christoph Grissemann als FPÖ-Innenminister Herbert Kickl.
Christoph Grissemann als FPÖ-Innenminister Herbert Kickl. (c) Screenshot
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In der 400. Ausgabe der Satire-Talk-Show durfte Peter Klien den Innenminister in Gestalt von Christoph Grissemann zum Gespräch treffen. Eine Begegnung nicht ganz auf Augenhöhe.

Hätte Herbert Kickl nicht schon so viele böse Witze und Wortspiele auf Kosten anderer gemacht, könnte man fast Mitleid haben. Denn der FPÖ-Innenminister bekam am Dienstag in der ORF-Satire-Show "Willkommen Österreich" wirklich sein Fett ab. Was heißt: Christoph Grissemann spielte Kickl und ließ dabei das Gift ordentlich spritzen. Sein Gegenüber war Peter Klien als verdatterter Reporter, der zum Gespräch ins Zimmer des Innenministers geladen wurde.

Dass die Begegnung nicht ganz auf Augenhöhe stattfand, muss man den Sendungsverantwortlichen verzeihen: Kickl war dafür einfach zu klein. Visuelle Effekte ließen den Minister soweit schrumpfen, dass sich sein Stift wie ein Handstaubsauger ausnahm. Mit aggressiv-enttäuschtem Blick begrüßte er Klien - und bedachte ihn mit einer Flut aus Vorwürfen und wüsten Beschimpfungen. "So, Sie würdeloser Witzemacher, heute ist kein Interview. Was hätten Sie mich denn gefragt?"

Die Handlung ist schnell erzählt: Klien bekam bei Kickl seine "Freisetzungsunterlagen für selbst ernannte Medienvertreter", weil er die Regierung „fürchterlich anpatzt“. (Bereit liegen diese übrigens auch für "Tarek Leitner, Armin Wolf, Nadja Bernhard und wie diese Kreaturen, diese Kreativen alle heißen".) Gemacht war der Einspieler fein, weil Grissemann sich erstens schauspielerisch einige Mühe gab (auch die Maske war ausnahmsweise gut) und weil zweitens die Sprache des Ministers treffend persifliert wurde.

Klien und der Dreck am Stecken

Nicht ganz auf Augenhöhe: Klien und Kickl, gespielt von Christoph Grissemann.
Nicht ganz auf Augenhöhe: Klien und Kickl, gespielt von Christoph Grissemann.(c) Screenshot

Da waren nicht nur hart-alliterierende Wendungen ("konfuser Kasperl", "kaputter Comedy-Vogel", "notorischer Nestbeschmutzer"), wie sie Kickl in seiner Zeit als Wahlkampfleiter gerne verwendete, sondern auch gute kickleske Reime "schlechter Gag, Freiheit weg" oder "Kontrolle statt Geschmolle". Und direkte Bezüge auf stark diskutierte Schenkelklopfer, die seiner Feder entstammen. So fragte er: "Wie kann jemand überhaupt Klien heißen, wenn er so viel Dreck am Stecken hat?" Wer es nicht mehr parat hat: Das Spiel mit dem Wort "clean" bezieht sich auf Kickls Kalauer zu Ariel Muzicant, den Jörg Haider verwendete: "Wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?". Intelligent gemacht, der Einspieler. Ob Kickl das goutiert?

Übrigens: Kliens "Freisetzungsunterlagen" waren nicht echt, der Abschied von "Willkommen Österreich" aber offenbar schon. Der "Reporter ohne Grenzen" soll eine eigene Late-Night-Show im ORF bekommen, berichtet der "Standard". Eine erste Pilotausgabe wird demnach Anfang Oktober aufgenommen.

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