Im Bayrischen Rundfunk gab es eine Premiere: Die Grünen sind vor der Landtagswahl so stark, dass sie zu dem TV-Duell gegen den Ministerpräsidenten eingeladen wurden. Markus Söder spielte den Landesvater. Ein bisschen zu motiviert.
Für jene, denen der innenpolitischen Trubel in der deutschen Bundeshauptstadt noch nicht aufregend genug ist, empfiehlt sich ein Blick weiter südlich - nach München. In Bayern findet in zweieinhalb Wochen eine Wahl statt, die alle politischen Regeln sprengen könnte: Plötzlich könnten sieben Parteien im Landtag vertreten sein. Der CSU droht nicht nur ein Verlust ihrer absoluten Mehrheit, sondern auch ein Wahlergebnis unter 40 Prozent. Und dann auch noch das: Die Grünen sind mit Abstand in Umfragen die zweitstärkste Kraft. Die SPD bewegt sich hingegen in der selben Schwankungsbreite mit der AfD.
Also vergaß auch der Bayrische Rundfunk all seine Traditionen und lud zu dem planmäßigen TV-Duell neben dem Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) am Mittwochabend die SPD aus - und die Grünen ein. Auf weibliche Besetzung verzichtete man mit der Begründung, die Spitzenkandidatin Katharina Schulze sei mit ihren 33 Jahren noch nicht alt genug, um gesetzlich Ministerpräsidentin in Bayern zu werden. Ihr Kollege Ludwig Hartmann, der gemeinsam mit Schulze an der Spitze der Grünen kandidiert, erfüllt zwar juristisch die Vorraussetzungen, hat realpolitisch aber genauso wenig Chancen auf den Posten. Trotzdem entschied sich der Fernsehsender für ihn als Kontrahenten.
Eine ernsthafte Konkurrenz um den Ministerpräsidenten gibt es für Söder aber nicht, so schlecht kann das Wahlergebnis für die CSU auch wieder nicht sein. Nach all den Stimmenverlusten, den Krisen, den Rückschlägen konnte er sich also endlich wieder einmal als Sieger fühlen. Seine Mission an diesem Abend war klar: Er ist der Landesvater, und zwar nicht nur der Großstadt München. Hartmann der aufmüpfige Sohn, der nur an das Urbane und nicht an das Land denkt. Etwas zu gönnerhaft spielte der Ministerpräsident seine Rolle an dem Abend. Zum Beispiel, als er mehrmals seinem Gesprächspartner ermahnte, er solle ihm doch bitte zuhören. "Da geht es um Respekt, ich tue das auch." Dazu noch der strafende Blick. Das ist der typische Söder, der zwar fleißig ist und sich bemüht, aber nur schwer Sympathiepunkte sammeln kann.
Markus Söder und Ludwig Hartmann: Duell, dann Duo?
Rhetorisch ist er Hartmann aber meistens überlegen, der seine Anliegen zwar leidenschaftlich, aber etwas zu schnell und kompliziert anbringt. Richtig lebensnah wird es, als er über Kinderbetreuung spricht. Und über die Probleme, die ihm die Eltern am Spielplatz erzählen. Da kann nicht einmal der Landesvater widersprechen.
Was bleibt vom Duell? Ein Gespräch auf Augenhöhe war es nicht, so war es aber auch nicht vorgesehen. Söder konnte sich im Wahlkampf einmal noch als Sieger fühlen - und die Grünen erstmals eine Machtprobe erhalten. Vielleicht gewöhnen sie sich ja daran. Denn Söder wird wahrscheinlich einen Koalitionspartner brauchen. Und so schlecht lief der TV-Abend für die beiden gemeinsam doch eigentlich nicht.