Burgschauspieler Ignaz Kirchner gestorben

Kirchner spielte auch bei "Soko Kitzbühel" mit. Im Bild: "Kahlschlag"
Kirchner spielte auch bei "Soko Kitzbühel" mit. Im Bild: "Kahlschlag"ORF
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Mit 72 Jahren ist der Schauspieler nach langer Krankheit verstorben. Ignaz Kirchner prägte mit seinem prägnanten Spiel das Wiener Theaterleben.

Über seinen Beruf sagte Ignaz Kirchner einmal selbstironisch: "Wäre ich intellektueller, so wäre ich doch kein Schauspieler geworden!" Nun ist Kirchner, der in der vergangenen Saison noch in Ibsens "Volksfeind" am Burgtheater zu sehen war, nach langer Krankheit 72-jährig gestorben. 

Kirchner wurde 1946 als Hanns-Peter Kirchner im Wuppertal geboren und beannte sich später nach dem hl. Ignatius. Er absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler, doch er änderte seine Pläne und ging nach Bochum um Schauspiel zu studieren. "Auf der Schauspielschule war ich relativ dick. Ich fand das toll, so war man etwas Besonderes", sagte er einmal gegenüber "profil". 

Publikum schloss ihn ins Herz

Der Erfolg stellte sich jedoch rasch ein und Kirchner spielte unter anderem an der Freien Volksbühne Berlin, bevor ihn Claus Peymann nach Stuttgart holte, wo er bis 1978 zum Ensemble gehörte. In Bremen feierte er 1981 unter der Regie von Jürgen Gosch als "Hamlet" große Erfolge, die "Zeit" schrieb damals allerdings skeptisch: "Der etwas dickliche Ignaz Kirchner schleicht als Repräsentant der Turnschuh-Generation über die Bühne." Im Anschluss wechselte Kirchner an die Münchner Kammerspiele, wo er mit Regisseuren wie Dieter Dorn und Thomas Langhoff arbeitete. Mitte der 1980er verschlug es ihn schließlich nach Köln ans Schauspielhaus, wo er u.a. unter der Regie von Jürgen Flimm in Tschechows "Kirschgarten" auftrat

(c) APA/Herbert Neubauer

Seit 1987, mit Unterbrechung in den Neunzigerjahren, war Kirchner Ensemblemitglied des Burgtheaters. Seine erste Rolle am Burgtheater war Schlomo Herzl in George Taboris Uraufführung "Mein Kampf". Das Wiener Publikum schloss ihn sofort ins Herz. Zu einer seiner bekanntesten Rollen an der Burg gehört sein Jago in Shakespeares "Othello", den Tabori 1990 inszenierte. Besondere Aufmerksamkeit wurden auch seinen Auftritten als kongenialer Partner von Gert Voss zuteil, dafür wurden sie 1991 und 1998 von der Fachzeitschrift "Theater heute" gemeinsam zum Schauspieler des Jahres gewählt. Zusammen inszenierten und spielten sie Genets "Die Zofen" und Neil Simons "Die Sunshine Boys". 

"Wir werden geboren zum Sterben"

Über viele Jahre prägte er mit seinem prägnanten Spiel das Wiener Theaterleben, war aber auch in Filmen zu sehen. Bei seinen Ausflügen vor die Kamera drehte er u.a. mit Leander Haußmann - "Sonnenallee", "NVA" und "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!" -, Detlev Buck, Michael Verhoeven, Peter Patzak, Julian Pölsler, Hermine Huntgeburth und Urs Egger. Kirchner war Träger der Kainz-Medaille und des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien. 

"Wir werden geboren zum Sterben. Das ist doch eine absolute Unverschämtheit", sagte er 2015 im Interview mit der "Presse". "Aber man sollte dennoch versuchen, ein guter Mensch zu sein. Ich habe das Glück, die Verzweiflung über die Welt im Beruf ausdrücken zu können."

(Red./APA)

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