Justizdrama um den Höchstrichterkandidaten Brett Kavanaugh. Die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford konfrontierte ihn mit ihren Anschuldigungen.
Wien/Washington.Christine Blasey Ford konnte ihre Nervosität als demokratische Kronzeugin im Hearing des Justizausschusses des Senats nicht verbergen, und sie holte noch einmal tief Luft. Ehe sie zu ihrer Schilderung im US-Justizdrama ansetzte, die sie schließlich – den Tränen nahe – vom Blatt ablesen sollte, musste sich die 51-jährige Psychologieprofessorin aus dem kalifornischen Palo Alto indes noch eine Weile gedulden. Zuvor hatte unter anderem die Demokratin Dianne Feinstein das Wort.
Gegenüber Feinstein hatte sie sich Ende Juli zunächst auch offenbart, um ihre schweren Anschuldigungen gegen Brett Kavanaugh, den republikanischen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof, zu erheben. In der „Washington Post“ beschrieb sie danach ihre Erinnerungen an den traumatischen Vorfall im Sommer 1982 bei einer High-School-Party in Maryland, als Kavanaugh angeblich versucht hat, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, um sie zu vergewaltigen. Es gelang ihr letztlich, zu entkommen.
„Ich habe um mein Leben gefürchtet“, erzählte sie auch gestern den knapp zwei Dutzend Senatoren in einer via CNN live übertragenen Sondersitzung des Justizausschusses, bei der die Psychologin, eine eingetragene Demokratin, erstmals öffentlich auftrat. Sie habe sich lang geschämt und sich gefürchtet, ihr Geheimnis Familie und Freunden anzuvertrauen. Im Sommer hat sie sich überdies erfolgreich einem Lügendetektortest unterzogen. Ihre Aussage sehe sie als Bürgerpflicht an. „Ich bin zu 100 Prozent sicher“, dass Kavanaugh sie im alkoholisierten Zustand attackiert habe, sagte sie. Der 53-jährige Spitzenjurist weist ihre Vorwürfe dagegen dezidiert zurück. Er wittert eine Schmutzkübelkampagne, zumal weitere Frauen ähnliche Vorfälle zu Protokoll gaben.
Ford und Kavanaugh stellten sich getrennt dem Kreuzverhör im Senat. Von der Psychologin wollten die Senatoren vor allem wissen, warum sie sich erst so spät entschlossen habe, den Kandidaten anzuprangern. Ursprünglich wollte Präsident Donald Trump die Wahl Kavanaughs im Senat rasch durchboxen. Doch erstmals rückte er ein wenig von ihm ab. Eine Handvoll republikanischer Senatoren, darunter Lisa Murkowski und Susan Collins, gelten als Wackelkandidaten. Zwei Gegenstimmen aus dem eigenen Lager würden Kavanaughs Kür vereiteln.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2018)