Netanjahu will geheimes Atom-Lagerhaus im Iran gefunden haben

Israeli Prime Minister Netanyahu addresses the 73rd session of the United Nations General Assembly at U.N. headquarters in New York
Israeli Prime Minister Netanyahu addresses the 73rd session of the United Nations General Assembly at U.N. headquarters in New YorkREUTERS
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Israels Ministerpräsident beschuldigt den Iran, ein "geheimes Atom-Lagerhaus" zu behalten. Der Iran dementiert das: Israel sei das einzige Regime in der Region mit einem geheimen und nicht deklarierten Atomwaffenarsenal.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Iran beschuldigt, in Teheran ein "geheimes Atom-Lagerhaus" im Rahmen seines Nuklearprogramms zu unterhalten. In den vergangenen Wochen habe die Regierung daraus 15 Kilogramm radioaktives Material entfernt und in der Hauptstadt verteilt, sagte Netanjahu in seiner Rede bei der UNO-Vollversammlung am Donnerstag.

Der Iran dementiert das. Er habe eine "Show mit solch grundlosen und lächerlichen Vorwürfen" erwartet, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi am Freitag. Das einzige anerkannte Kontrollgremium für nukleare Anlagen sei die Internationale Atomenergiebehörde.

"Was der Iran versteckt, wird Israel finden"

Netanjahu hatte am Pult des Plenarsaals eine Karte mit dem angeblichen Standort des Lagerhauses sowie ein Foto von dessen mutmaßlichem Eingang in die Höhe gehalten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA bzw. IAEO) rief er auf, die Stätte zu untersuchen. "Was der Iran versteckt, wird Israel finden", sagte Netanjahu.

Die IAEO (IAEA) habe in den letzten drei Jahren zwölfmal die friedliche Natur der iranischen Nuklearprojekte bestätigt, sagte der iranische Außenamtssprecher laut Isna Nachrichtenagentur. Auch Irans Außenminister Mohamed Javad Zarif (Dschawad Sarif) wies Netanjahus Vorwürfe zurück. Solche Shows können laut Zarif nicht die Tatsache verschleiern, dass Israel das einzige Regime in der Region mit einem geheimen und nicht deklarierten Atomwaffenarsenal sei.

Iran: "Alte Anschuldigungen"

Ende April hatte Netanjahu dem Iran bereits vorgeworfen, umfangreiche Forschungen zum Bau einer Atombombe für einen möglichen künftigen Gebrauch heimlich aufbewahrt zu haben. Seinerzeit hieß es, der israelische Geheimdienst habe Zehntausende Dokumente aus einem "geheimen Atomarchiv" sichergestellt. Der Iran wehrte sich gegen die Vorwürfe und sprach von alten Anschuldigungen, mit denen sich die IAEA bereits befasst habe. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte sich skeptisch geäußert.

Das Wiener Atomabkommen mit dem Iran bezeichnete Netanjahu als weiteren Schritt auf dem Weg zum Krieg. "Dieser Deal hat den Krieg nicht verdrängt, sondern noch näher an unsere Grenzen gebracht." Den am Deal beteiligten EU-Staaten - Deutschland, Frankreich und Großbritannien - warf er Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Iran vor. "Haben diese europäischen Anführer nichts aus der Geschichte gelernt? Werden sie jemals aufwachen?"

(APA/dpa)

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