Skripal soll für vier NATO-Geheimdienste gearbeitet haben

APA/AFP/BEN STANSALL
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Bis 2017 soll der vergiftete Ex-Doppelagent Skripal für westliche Staaten spioniert haben - und dabei auch russische Spione verraten haben, berichtet das Magazin "Focus".

Der vergiftete Ex-Doppelagent Sergej Skripal soll laut Informationen des deutschen Magazins "Focus" bis 2017 für vier NATO-Geheimdienste gearbeitet haben. Dabei solle er auch aktive Spione des russischen Militärgeheimdienstes GRU verraten haben, berichtet "Focus" unter Berufung auf einen ranghohen Mitarbeiter der NATO-Spionageabwehr Allied Command Counterintelligence (ACCI) in Brüssel.

Ein NATO-Sprecher sagte dazu, man kenne die Berichte, nach denen Skripal mit verschiedenen Geheimdiensten in Kontakt gestanden habe. Entsprechend der Richtlinien werde aber zu Geheimdienst-Angelegenheiten keine Stellung bezogen.

Skripal und seine Tochter Julia waren im englischen Salisbury am 4. März vergiftet worden. Sie mussten wochenlang intensiv behandelt werden und entkamen nur knapp dem Tod. Seitdem wird über das Motiv für die Tat spekuliert. Großbritannien macht Moskau für die Vergiftung verantwortlich. Der Kreml weist die Vorwürfe zurück. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Britische Medien wollen einen der beiden Attentäter diese Woche als Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU identifiziert haben.

Im Auftrag des spanischen Geheimdienstes

Laut "Focus" lieferte Skripal im Sommer 2016 dem estnischen Geheimdienst in Tallinn offenbar so präzise Hinweise, dass drei Spione in Moskaus Diensten hätten enttarnt werden können. Darunter seien ein russischstämmiger Offizier der Armee Estlands und dessen Vater.

Auch den spanischen Geheimdienst CNI soll Skripal mit brisanten Informationen versorgt haben. Dabei sei es um Kontakte der russischen Mafia an der Costa Del Sol zu Politikern und Beamten in Moskau gegangen. Analysten der NATO wollten nicht ausschließen, dass Skripals fortgesetzte Tätigkeit für westliche Dienste zur Identifizierung russischer Spione der eigentliche Grund für den Giftanschlag gewesen sei, hieß es.

Bereits im Mai hatte ein tschechisches Nachrichtenmagazin berichtet, Skripal habe nach seiner Ankunft in Großbritannien weiter Kontakte zu westlichen Geheimdiensten unterhalten und sei auf Vermittlung des britischen Auslandsdienstes MI6 im Jahr 2012 nach Prag gereist. Die Zeitschrift "Respekt" schrieb damals: "Auch wenn er sich hier nur kurz aufhielt, soll seine Reise für die hiesigen Geheimdienste ein Gewinn gewesen sein."

(APA/dpa)

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