„Trümmerfrauen“: Stadt Wien auf Distanz zu Denkmal

Enthüllt von Vizekanzler Strache: das nicht unumstrittene Denkmal „Trümmerfrauen“ – auf privatem Grund.
Enthüllt von Vizekanzler Strache: das nicht unumstrittene Denkmal „Trümmerfrauen“ – auf privatem Grund.(c) APA/HANS PUNZ
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Vizekanzler Strache versteht Bedenken des Rathauses und von Historikern nicht – und verweist dabei auf Beispiele in der DDR.

Wien. Auf der Mölker Bastei erhält Wien ein neues Denkmal (das wievielte eigentlich?). Das wirklich Neue dabei: Stadtverwaltung sowie -regierung und deren Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) distanzieren sich davon. Jedenfalls wurde kein öffentlicher Grund zur Verfügung gestellt. Am Montag Nachmittag enthüllte Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) das Denkmal für die „Trümmerfrauen“ – auf privatem Grund. Und es wird auch nicht von der Stadt Wien erhalten werden, wie es heißt.

Das vom gebürtigen Münchner Magnus Angermeier gestaltete Denkmal soll an den Einsatz der Frauen beim Wiederaufbau während und nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, wie Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und der Präsident des FPÖ-nahen Cajetan-Felder-Instituts Walter Prinz noch vor der Enthüllung am Nachmittag in einer gesonderten Pressekonferenz erklärten.

Bereits seit dem Jahr 1986 habe es Initiativen der Freiheitlichen im Wiener Landtag und Gemeinderat gegeben, ein Denkmal zu initiieren, so Strache. Er habe sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass das Vorhaben bewusst von der Stadtregierung torpediert werde.
Wie Prinz ausführte, waren seitens des Instituts andere Standorte, etwa der Helmut-Zilk-Park beim Hauptbahnhof für ein Denkmal angedacht. Von der Stadt Wien sei dies mit der Begründung, dort sei kein Platz, abgelehnt worden.

Im Büro der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hieß es, die Stadt habe sich gegen die Errichtung eines solchen Denkmals ausgesprochen – „und wird das Denkmal auch nicht in Obhut nehmen“, wie eine Sprecherin betonte. Denn das Bild und der Mythos der Trümmerfrauen habe sich in den letzten Jahren ja geändert. Der Stadt gehe es um einen „historisch korrekten Blick“. Denn wissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass vielfach ehemalige Nationalsozialistinnen zum Wiederaufbau zwangsverpflichtet wurden – „und ihnen würde man ein Denkmal setzen“, so die Sprecherin. Man wolle seitens der Stadt nicht zu einem undifferenzierten historischen Blick beitragen.

Schatten auf Getötete im NS-Regime?

Das Denkmal werfe einen Schatten auf das Schicksal jener Frauen, die das NS-Regime nicht überlebt haben, werfen, hieß es aus dem Büro der Stadträtin.

Gefragt nach Bedenken von Historikern, sagte Strache: „Ich kann das nur schwer nachvollziehen.“ Er verwies auf die ehemalige DDR, auch dort seien die Leistungen der „Trümmerfrauen“ gewürdigt worden. Die betroffenen Frauen seien natürlich immer Opfer von Kriegen gewesen und in der Regel nicht an den Taten des NS-Regimes beteiligt gewesen – mit Ausnahme der einen oder anderen NSDAP-Mitgliedschaft, wie Strache sagte. „Die Masse waren Opfer.“

Der FPÖ-Chef hob die Leistung der Trümmerfrauen hervor, diese hätten zu Tausenden in ganz Österreich, „buchstäblich mit bloßen Händen“ Trümmer und Schutt des Krieges beseitigt und das „unter unvorstellbaren Bedingungen“. Daher sei es ihm eine „große Freude“ das Denkmal enthüllen zu können. Der Bildhauer Angermeier betonte, die von ihm geschaffene weibliche Figur stehe nicht nur für die „Trümmerfrauen“, sondern für die Frauen an sich – denn diese seien es zu einem großen Teil gewesen, die unter Kriegen zu leiden hätten. Bei der Enthüllung dabei war auch St. Pöltens Altbischof Klaus Küng. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2018)

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