Fluxräume statt Container: Erweiterungsbau der Angewandten eröffnet

Vordere Zollamtsstraße 7
Vordere Zollamtsstraße 7Bruno Klomfar
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Neue Dependance in der Vorderen Zollamtsstraße 7 soll Uni-Angehörigen Platz bieten. Der "Schwanzer Trakt" aus den 1960ern wurde generalsaniert.

Die letzte Erweiterung der Universität für Angewandte Kunst stammt aus 1962, kurz nach ihrem 150-Jahr-Jubiläum hat sie nun auf der gegenüberliegenden Seite des Wienflusses zusätzlichen Platz bekommen: Eine neue Dependance auf der Vorderen Zollamtsstraße 7 ersetzt viele bisherige Exposituren samt Container. Am Donnerstag wurde sie eröffnet - für Rektor Gerald Bast eine "Erlösung", wie er sagt.

Auf sieben Etagen bietet der neue Bau mit rund 15.000 Quadratmetern Nettoraumfläche Platz für gut tausend Studenten, Lehrende und Mitarbeiter der Bereiche Bildende Kunst, Kunstpädagogik und der wissenschaftlich-theoretischen Abteilungen. Damit bekommen alle Institute "mehr Platz - wenn auch nicht rasend viel", so Bast.

Komplett entkernt und neue Räume errichtet

Im Vergleich zum alten Gebäude ist in der Dependance, die in Sichtweite zum Hauptgebäude am Oskar-Kokoschka-Platz liegt, kaum ein Stein auf dem anderen geblieben: Nur die Außenmauern des ehemaligen Zollamtsgebäudes von Ende des 19. Jahrhunderts blieben erhalten, der Rest wurde komplett entkernt und neue Räume errichtet.

Innenansicht, Vordere Zollamtsstraße 7
Innenansicht, Vordere Zollamtsstraße 7Bruno Klomfar

Neben der großen Bibliothek im obersten Stock wurden von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in zwei Jahren Bauzeit eine Cafeteria, Studios, Arbeitsräume und sogenannte "Fluxräume" geschaffen, die flexibel genutzt und deren Glaswände komplett geöffnet werden können. 39 Mio. Euro wurden dafür in die Hand genommen. Eine besondere Herausforderung für das Architekturbüro Riepl Kaufmann Bammer war dabei die durch den Keller verlaufende Strecke der U-Bahnlinie U4.

Lichtdurchflutetes Atrium mit Glasdach

Herzstück des Baus, der früher vom Finanzministerium und im Jahr 2015 als Notquartier für Flüchtlinge genutzt wurde, ist ein riesiges, lichtdurchflutetes Atrium mit Glasdach. Wo es früher drei Innenhöfe gab, wurden zwei (früher für Treppenhäuser und Nebenräume genutzte) Querspangen entfernt und eine neue Querspange (für die neuen Fluxräume) errichtet. Beeindruckend ist auch der sich über zwei Stockwerke erstreckende Mehrzwecksaal, genannt Auditorium, der sowohl zum Atrium als auch zu den dahinterliegenden Seminarräumen geöffnet werden kann. Bast erhofft sich von dieser offenen Architektur auch noch mehr Austausch zwischen den Angehörigen der Angewandten.

Schwanzer-Trakt am Oskar-Kokoschka-Platz 4
Schwanzer-Trakt am Oskar-Kokoschka-Platz 4Bruno Klomfar

Neben dem Erweiterungsbau wurde auch der an den historischen Ferstltrakt anschließende, in den 1960ern errichtete Schwanzertrakt des Angewandten-Hauptgebäudes um 27 Mio. Euro generalsaniert und etwa in Sachen Brandschutz, Sanitäranlagen, Heizungs- und Lüftungsanlagen auf den letzten Stand gebracht. Der Bau wurde ebenfalls bis auf die statische Grundstruktur rückgebaut. In Absprache mit Studenten und Lehrenden wurden danach neue Raumstrukturen geschaffen, Gänge geöffnet und so zusätzlicher Raum nutzbar gemacht. Bei den Architekturstudenten entstand dadurch etwa ein Geschoß, das nur durch verschiebbare Glaswände unterteilt werden kann. Außerdem wurden Ferstl- und Schwanzertrakt besser als bisher miteinander verbunden und der Ursprungscharakter des Baus deutlicher herausgearbeitet.

Hohe Projektkosten

Der Erweiterungsbau der Angewandten hat übrigens bereit eine längere Geschichte, zuletzt war Bast mit seinen Plänen im Jänner 2014 gescheitert: Wegen Platzmangels und des desolaten Zustands hatte das Gebäude der Angewandten eigentlich ab Mitte 2013 saniert und um 10.000 Quadratmeter erweitert werden sollen. Für das Projekt war ein Architekturwettbewerb abgehalten worden, im Februar 2012 wurde das Siegerprojekt des Architekten Wolfgang Tschapeller präsentiert. Schließlich zog das Wissenschaftsministerium zurück, nachdem die Kosten für das Projekt sich innerhalb eines Jahres auf 105 Mio. Euro verdoppelt hätten und das Finanzministerium das nicht finanzieren wollte.

(APA/red.)

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