Start-ups: Seifenspender bis Schlüsselübergabe

Die Cleanbird-Putz-App mit 22 möglichen Sprachen in Aktion.
Die Cleanbird-Putz-App mit 22 möglichen Sprachen in Aktion.(c) Greenbird
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Drei heimische Jungunternehmen gehören zu den ausgewählten Mitgliedern auf den Expo-Real-"Battlefields" der Entwicklungen 2018.

Sie melden leere Seifenspender, lassen den Gabelstapler wissen, in welche Richtung er fahren muss, und ersparen Hausverwaltungen zeitraubende Schlüsselübergaben: 25 Start-ups demonstrieren heuer auf der Messe Expo Real, wie sie mit ihren Ideen und Lösungen für die Immobilienbranche Prozesse hinterfragen, andere Zugänge schaffen und neue Technologien sinnvoll einsetzen. Auf fünf verschiedenen „Battlefields“ – also Schlachtfeldern (siehe Kasten) – präsentieren sich Unternehmen aus England, den Niederlanden, Italien, Deutschland, Israel, Irland, der Schweiz – und Österreich.

Wo bin ich? So zeigt auf dem ersten „Schlachtfeld“, Market, das Wiener Unternehmen Insider Navigation ein System, mit dem auch innerhalb von Gebäuden navigiert werden kann – und zwar punktgenau. Eine Technologie, mit der das 2014 gegründete Unternehmen Konzerne, Privatfirmen, Flughäfen und U-Bahnen von Singapur bis Amsterdam als Kunden gewonnen hat. „Das Problem bei herkömmlichen GPS-Systemen ist, dass sie innerhalb von Gebäuden nicht sehr exakt sind und etwa glauben, dass ich auf dem Flughafen noch im Parkhaus bin, wenn ich längst im Terminal stehe“, erklärt Gründer Clemens Kirner die Krux, die das heute 19 Mitarbeiter starke Unternehmen abgeschafft hat. Mit der Insider Navigation können Menschen mit Device, aber auch Maschinen oder etwa Gabelstapler ganz genau feststellen, wo sie sind, und vor allem, in welche Richtung sie sich bewegen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Was beispielsweise Mitarbeitern eines Großkonzerns hilft, ihren Meetingraum zu finden, Touristen zur richtigen U-Bahn leitet und den Gabelstapler ans richtige Hochregal.

• Wie komme ich hinein? Das zweite österreichische Start-up auf der Expo Real wurde 2014 von zwei Wiederholungstätern gegründet: Martin und Jürgen Pansy hatten sich bereits mit der Gründung von sms.at einen Namen gemacht, ehe sie 2016 mit Nuki Home Solutions und einer Kickstarter-Kampagne den Markt der nachrüstbaren Zutrittslösungen betraten. „Und zwar deshalb, weil sie es selbst einfach satt hatten, immer einen Schlüssel mitnehmen zu müssen“, erklärt Clarissa Morales, Head of Marketing des Unternehmens. Zunächst mit nachrüstbaren Devices, die an den Innentüren von Wohnungen installiert wurden und einen Zugang über das Handy per Bluetooth ermöglichten, ein wenig später kamen Lösungen hinzu, die es per App möglich machten, die Wohnung auch aus der Ferne aufzusperren oder Gästen statt eines Wohnungsschlüssels einen Code zu geben, der neben der Türe eingetippt werden kann. Auf der Expo Real will das inzwischen 40 Mitarbeiter starke Unternehmen jetzt aber vor allem seine erste B2B-Lösung präsentieren: die sogenannte Nuki-Box. Sie wird nicht an den Wohnungs-, sondern den Haustüren angebracht und beispielsweise Hausverwaltungen angeboten. Die damit den Liftwart oder einen Makler ins Haus lassen und sich aufwendige Schlüsselübergaben ersparen können.


Was putze ich? Auf dem letzten „Battlefield“ der Messe zum Thema Manage & Operate sind dann gleich zwei heimische Unternehmen zu finden. Eines davon ist das von Harald Peterka gegründete Greenbird, dessen neuartiges Sensorkonzept seit 2016 die Branche aufmischt. „Nach 30 Jahren als Facility Manager habe ich mich damit beschäftigt, wie viel Einsparungspotenzial ohne Qualitätsverlust es bei der Gebäudereinigung gäbe, wenn man die Tatsache, dass der durchschnittliche Mitarbeiter 60 Tage im Jahr gar nicht in seinem Büro ist, berücksichtigt“, erklärt der Gründer. Das sind bei Konzernen mit mehreren Tausend Mitarbeitern echte Summen, weshalb sich unter seinen Kunden unter anderem Siemens, Mercedes Daimler oder auch die Strabag finden. Denn das Konzept funktioniert über Sensoren, die im Gebäude konstant Bewegungen, Temperaturen, den CO?-Gehalt, Licht und Feuchtigkeit messen, und aus diesen Daten errechnen, was wo in welcher Frequenz gereinigt werden muss – oder eben auch nicht. „Die Ergebnisse werden dann dem Reinigungspersonal über ein Tablet am Putzwagen in derzeit 22 möglichen Sprachen angezeigt“, erklärt Peterka das Prozedere. Diese Anwendung namens Cleanbird vertreibt er als Komplettpaket, für das im Gebäude lediglich eine Steckdose zur Verfügung gestellt werden muss. Alles andere inklusive der Sensoren und der Funktechnologie wird von der Breitenfurter Firma mit inzwischen 17 Mitarbeitern installiert, betrieben und über eine monatliche Nutzungsgebühr abgerechnet. „Diese ist natürlich geringer als das, was die Unternehmen bei den Reinigungskosten einsparen“, betont der Facility Manager. (sma)

AUF EINEN BLICK

Die ausgewählten 25 Start-ups präsentieren sich in fünf Kategorien: Market, Invest, Plan & Build, Smart City & Work sowie Manage & Operate.

Darunter Insider Navigation (Österreich), Giraffe360 (Großbritannien), Tower360 (Deutschland), Placense (Israel), Popertee (Irland), Carbon Delta (Schweiz), SkenarioLabs (Finnland), Smart Crusher (Niederlande), Nuki Home Solutions (Österreich), Greenbird (Österreich), Vermietet.de (Deutschland), Enerbrain (Italien), LegalThings One (Niederlande).

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