Hambacher Forst: Gericht stoppt Rodung in Braunkohlerevier vorläufig

REUTERS/Wolfgang Rattay
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Die Richter entsprechen einem Eilverfahren des deutschen Umweltverbandes. Der Energiekonzern RWE wollte mehr als die Hälfte des verbliebenen Waldes fällen.

Das Oberverwaltungsgericht Münster hat einen vorläufigen Rodungsstopp im westdeutschen Braunkohlerevier Hambacher Forst verfügt. Die Richter entsprachen damit am Freitag in einem Eilverfahren dem Antrag des Umweltverbandes BUND. Der Energiekonzern RWE will in den kommenden Monaten mehr als die Hälfte des verbliebenen alten Waldes fällen, um den benachbarten Braunkohle-Tagebau zu erweitern.

Der BUND hatte argumentiert, dass der Wald mit seinem Bechsteinfledermaus-Vorkommen die Qualitäten eines europäischen FFH-Schutzgebietes habe und deshalb geschützt werden müsse. Das Gericht erklärte, die Unterlagen dazu umfassten mehrere Kisten, die Rechtsfragen seien so komplex, dass man sie nicht in einem Eilverfahren beantworten könne. Die Rodung müsse vorerst gestoppt werden, damit keine "vollendete, nicht rückgängig zu machende Tatsachen geschaffen" würden, teilte das Gericht mit.

Der Energiekonzern RWE habe nicht ausreichend belegt, dass die Rodung nötig sei, um die Energieversorgung in Deutschland aufrecht zu erhalten. Das Unternehmen darf jedoch weiter Braunkohle im Tagebau Hambach fördern, solange der Forst davon nicht betroffen ist, so der Beschluss. Das Oberverwaltungsgericht Münster hob mit seiner Entscheidung ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln auf. Dort hatte der BUND einen Eilrechtsschutz gegen den RWE-Plan zur Rodung des Hambacher Forsts beantragt, was abgewiesen worden war.

Braunkohle ist wichtigster Energieträger in Deutschland

RWE will in den nächsten Monaten gut 100 von den bisher verbliebenen 200 Hektar des einst 4100 Hektar großen Waldes für den fortschreitenden Tagebau abholzen. RWE hält die Rodungen in den nächsten Monaten für "zwingend erforderlich". Eine vorübergehende Aussetzung der ab Oktober geplanten Abholzung würde die Stromerzeugung in den Kraftwerken infrage stellen. Wegen des freiwilligen Verzichts auf Rodungen im vergangenen Jahr gebe es keinen zeitlichen Puffer mehr. Die Rodungssaison läuft von Anfang Oktober bis Ende März.

Braunkohle ist in Deutschland der wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung. Sie ist in großen Mengen vorhanden und wird in Nordrhein-Westfalen sowie in Ostdeutschland im Tagebau ohne staatliche Subventionen abgebaut. Wegen der schlechten Klimabilanz ist in Deutschland ein Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant, allerdings erst mittelfristig. Klimaaktivisten hatten über Jahre mit ihrer Wald-Besetzung gegen die Braunkohle und für den Klimaschutz demonstriert.

(APA/dpa/AFP)

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