Brexit 1.0: Die Trennung, über die niemand abstimmte

Kontinent und Insel aus der Sicht der Raumstation ISS: An der engsten Stelle, zwischen Calais und Dover, gab es einst eine Landbrücke.
Kontinent und Insel aus der Sicht der Raumstation ISS: An der engsten Stelle, zwischen Calais und Dover, gab es einst eine Landbrücke. (c) Nasa
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Geologisch trennte sich die Insel vor 450.000 Jahren vom Kontinent. Aber ganz in der Tiefe blieb ihr Süden fest mit ihm verbunden.

Fog in Channel, continent cut off!“ Mit diesem Aufmacher traf die britische „Times“ vor langen Jahren das Selbstbewusstsein ihrer Leser, für die die Insel der Nabel der Welt war. 2007 nahm Philip Gibbard, Geograf in Cambridge, es auf und variierte es zu „Water in Channel“, in einem Begleitkommentar zur Publikation der ersten starken Hinweise darauf, wann und wie die Insel zur Insel geworden war (Nature 448, S. 259). Diese stammte von Sanjeev Gupta (London), zehn Jahre später zog er mit breiteren Belegen nach, wieder in Nature, das publizierte nach eigenem Beteuern ganz zufällig just in der Woche, in der der von Theresa May unterzeichnete Brief von London nach Brüssel gegangen war. Das nahm nun Gupta auf, selbstredend auch aus geografischer Sicht eines Briten: „Ohne den Bruch der Landbrücke von Dover nach Calais wäre Großbritannien noch ein Teil von Europa. Das war der Brexit 1.0 – der Brexit, für den niemand votierte“ (Nature Communications 8:15101).

Inzwischen sieht alles noch komplizierter aus: Nicht nur in der Politik, auch in der Geologie kommen Verwerfungen der Tiefe erst allmählich ans Licht. Und diese zeigen jetzt, dass einerseits der Graben zwischen dem Kontinent und der Insel in der Nordsee immer tiefer wird, andererseits Cornwall und weitere Teile Südenglands unverbrüchlich zu Europa gehören. Deshalb konnten vor 780.000 Jahren erste Menschen – vermutlich H. antecessor – trockenen Fußes die Region erwandern, sie ließen sich an der Mündung der Themse nieder (Nature 466, S. 229).

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